Autor Thema: Amerikaner erbeuten V2  (Gelesen 113 mal)

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Offline Hubert

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Amerikaner erbeuten V2
« am: Fr, 03. April 2015, 11:14 »


Artikel aus MZ vom 24.03.2014

Grüße Hubert


Amerikaner erbeuten eine V2 in Roding

Der pensionierte Bahnbeamte Anton Aschenbrenner (85) aus Mitterdorf erzählte über Erlebnisse zum Kriegsende vor 70 Jahren.


Roding.Anton Aschenbrenner, Jahrgang 1929, geboren in Mitterdorf, kam am 1. April 1943 zur Bahn. Er erlernte den Beruf des Reichsbahnjunghelfers. Seine Ausbildung machte er in Roding, die mit Unterbrechungen während des Endes des 2. Weltkrieges bis etwa 1947 dauerte.

Er hatte Glück in seinem Leben, kam noch kurz in das Wehrertüchtigungslager nach Pollanten bei Dietfurt, wurde aber bereits am 20. März 1945 wieder entlassen, weil dort SS-Leute einquartiert wurden, die sich auf dem Rückzug befanden. Er hat all die Vorgänge damals am Bahnhof, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, hautnah miterlebt. Heute mit 85 Jahren erinnert er sich noch sehr gut an die damalige Zeit und erzählt.

Seine wichtigsten und zugleich interessanten Aufgaben am Rodinger Bahnhof war zu Beginn seiner Ausbildung Kursbücher lesen, das Verzeichnis der Fahrpläne, um individuelle Fahrpläne für die Soldaten an die Front zu erstellen. Am Rodinger Bahnhof kamen Soldaten an und fuhren wieder an die Front. Abschied nehmen und gleichzeitig Freude bei der Ankunft der Soldaten sah Aschenbrenner. Die Fronturlauber fuhren häufig schon einen Tag früher zur Front, um ja nicht zu spät zu kommen und als Fahnenflüchtiger zu gelten. Sie fürchteten fahnenflüchtig zu werde, mit all den schlimmen Folgen.
Munitionswägen waren eine Gefahr

Fast alle Gleise am Rodinger Bahnhof waren bei Kriegsende mit Güterzügen belegt. Unter den Güterwägen waren auch Munitionswägen, die von Soldaten bewacht wurden. Diese Munitionswägen warteten auf die Fahrt, als Nachschub für die Front. Sie waren für die Bevölkerung brandgefährlich. Drei Beute-Lokomotiven, vermutlich aus Polen oder Russland standen etwa 1943 am Rodinger Bahnhof. Sie wurden Ende 1944 Ziel von Tieffliegerangriffen.

Aschenbrenner erinnert sich: „Wir hatten großes Glück am Bahnhof, plötzlich kamen zwei Lightning-Tiefflieger, Flugzeuge mit einem Doppelrumpf, von Oberkreith und beschossen uns als sie die Lokomotiven am Rodinger Bahnhof sahen. Am 16. April wurde Schwandorf, am 17. April Cham bombardiert. Damit war der Zugverkehr eingestellt.

Zu Kriegsende stand am Rodinger Bahnhof ein mit Kriegsgütern beladener Militärtransportgüterzug. Ferner blieb am Rodinger Bahnhof ein Güterwagen stehen in dem sich 1945 beim Zusammenbruch etwa 13 Leichen befanden, sie wurden im Rodinger Friedhof begraben. Vermutlich stammten diese Leichen aus Konzentrationslagern, die aufgelöst wurden und ein Teil der Häftlinge mit der Bahn transportiert wurden. Sie dürften auf dem Weg verstorben sein.
Rumänische Offiziere flohen

Zu Kriegsende stand am Rodinger Bahnhof ein Zug aus Rumänien. Etwa fünf Schnellzugwägen und mehrere Güterzüge angehängt. Dort befanden sich rumänische Offiziere, die auf der Flucht waren und hier einige Tage stationiert waren. Rumänien stand damals, was viele von uns heute nicht mehr wissen, an der Seite Deutschlands im Krieg gegen die Sowjetunion. Es gehörte neben Italien, Ungarn, Slowakei, Bulgarien, Jugoslawien, Kroation und Japan zu den Achsenmächten Deutschlands. Die Loks der Rumänen mussten wir nach Cham zum Wasser fassen und um Heizmaterial zu besorgen fahren. Bei den Fliegerangriffen hatten ich und der Fahrdienstleiter des Rodinger Bahnhofs Anton Hausladen, großes Glück.
Holz für die Vergasertanks

1942 beschlagnahmte die Deutsche Wehrmacht das Sägewerk von Melchior Knaf, dass früher dort stand, wo heute sich der Einkaufsmarkt Netto befindet. Sie errichteten dort eine Tankholzfabrik. In diesem Werk sollen Strafgefangene aus den Ostgebieten in deutscher Soldatenuniform gearbeitet haben. Untergebracht waren sie im Gasthaus „Zum Hirschen“. Das Aufsichtspersonal, deutsche Soldaten im Unteroffiziersrang, war in Privathäusern einquartiert.

Alle Tage wurden rund vier Güterwägen Tankholz am Bahnhof verladen. Das Rundholz wurde aus dem Wald bei Altenkreith geholt, das heutige Sandhölzl wurde abgeholzt. Zum Transport des Stammholzes wurde von Altenkreith zum Sägewerk nach Mitterdorf eine Feldgleisanlage gebaut. Die Stämme wurden mit der Kreissäge geschnitten, in kleine Blöcke geschnitten und dann zu Tankholz kleingehackt.

In Blöcken saßen die Gefangenen und machten Tankholz, dass für die Holzvergaser im Krieg gebraucht wurde. Zu Beginn des 2. Weltkrieges war jeder Liter Kraftstoff wichtig, da setzte sich wieder der Holzvergaser durch. 1941 wurde kaum noch ein Fahrzeug ohne Gaserzeuger produziert. Sogar Flugzeuge wurden mit Holzgas betrieben. Holzgaser kamen erst Anfang der 50er Jahre als es wieder Diesel und Benzin gab, „aus der Mode“.

Um den 13. April 1945, daran erinnert sich Anton Aschenbrenner noch heute, wurde am Bahnhof ein geheimnisvoller Zug abgestellt, der vollkommen mit Planen abgedeckt war. Auf dem Abstellgleis der Reichsbahn zwischen Baywa-Lagerhaus und Kalksandsteinfabrik Kellermeier stand dieser Zug. Bewacht wurde er von einer SS-Mannschaft, die im angehängten Wohn- und Schlafwagen untergebracht war.

Die V 2 unter der Plane

In der Nacht auf den legendären 23. April 1945 verschwand das Wachpersonal. Die SS-Leute machten sich „dünne“. Die Amerikaner waren da, nahmen Stamsried ein und befreiten die Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenburg, die mit Ziel Dachau zu Fuß unterwegs waren.

Im Zug befand sich noch eine V2 Rakete. Solche Raketen ließ Hitler bauen, um noch den „Endsieg“ zu retten. Vermutlich, um nicht dem Feind in die Hände zu fallen, sollte die V 2 am Bahnhof, um den 20. April 1945 von der Wachmannschaft gesprengt werden. Die Umgebung wurde evakuiert. Die Sprengung gelang nicht, nur der hintere Antriebsteil der V2 brannte aus. So fiel die V 2 den Amerikanern in die Hände, die sie nach einigen Tagen abtransportierte. Die Planen über die „V 2“ waren weg und so konnte die Bevölkerung die „Wunderwaffe“ sehen.

Kriegsgefangene im Meilergarten

Im großen eingezäunten Garten an der Bahnhofstraße richteten die Amerikaner ein Kriegsgefangenenlager für deutsche Soldaten ein. Am 1. Mai soll morgens ein Jeep vor dem „Meillingergarten“ vorgefahren sein. Ein Offizier besichtigte die Lage. Anschließend kamen Lastwägen am Rodinger Bahnhof an, der „Meillingergarten“ wurde zum Gefangenenlager. Häuser wurden beschlagnahmt. Die gefangenen deutschen Soldaten gruben sich Löcher in die Erde, schafften sich mit Brettern von Eisenbahnwägen ein Dach darüber. Die Amerikaner errichteten einen Wachturm mit Scheinwerfern. So konnte das Gefangenenlager auch bei Nacht ausgeleuchtet werden. Auch Rodinger Soldaten sollen unter den Gefangenen gewesen sein.

Gefangene den Russen übergeben

Dieses Lager war für einige Gefangene deutsche Soldaten ein Lager ihres Schicksals sollen doch, so Aschenbrenner, die Amerikaner einige Male mit Lastwägen deutsche, gefangene Soldaten den Russen bei Taus, in der damaligen Tschechoslowakei übergeben haben.

Die Amerikaner quartierten sich im ehemaligen Gasthaus Mages am Bahnhof ein. Als erstes fuhr ein amerikanischer Panzer Richtung Altenkreith und stellte sich an der Abzweigung nach Nassen dort ab und kontrollierte so die Zufahrtswege nach Roding. Am 15. September 1945 wurden durch die US-Militärregierung neben den Gemeinden Altenkreith, Braunried, Wiesing, Regenpeilstein und Hochbrunn, auch die Gemeinde Mitterdorf zwangseingemeindet. Bei der Besetzung Mitterdorfs und des Bahnhofs am 23. April 1945 waren Gott sei Dank keine Toten zu beklagen.

Plünderungen in der Region

Nach dem Krieg, als die Häftlinge aus Flossenbürg und viele Kriegsgefangene aus den Ostgebieten frei kamen, gab es auch am Rodinger Bahnhof und der Umgebung Plünderungen. Die Plünderer spannten die Pferde von der Riebeisenmühle ein und luden auf, was sie fanden, trieben Vieh aus dem Stall, so beim Fuchs in Oberkreith, beim Mages in Kronwitt und der Riebeisenmühle. Erst als die Amerikaner immer mehr die Kontrolle behielten, flachte dies ab.

Der Zugverkehr kam etwa vom 16. April an auch in Roding zu erliegen. Etwa um den 10. Mai traf der erste Zug wieder aus Richtung Schwandorf in Roding ein. Er war mit amerikanischen Wachmannschaften besetzt. Einen Tag später wurde der Zugverkehr Schwandorf – Roding wieder aufgenommen.

Den Bahnhof sicherten deutsche Hilfspolizisten. Der Schwarzmarkt begann, die die Hilfspolizei vor schier unlösbare Aufgaben stellte.
MORTUI VIVENTES OBLIGANT "Die Toten verpflichten die Lebenden"

 


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