Kriegsgefangenenfriedhof Neuburxdorf 1939-1945
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Kriegsgefangenen, die im Mannschafts-Stammlager M.-Stalag IV B oder in einem seiner Lazarette verstorben waren, auf dem Neuburxdorfer Friedhof beerdigt. Man bestimmte einen Teil des Friedhofs zum Kriegsgefangenenfriedhof, legte ein Gräberbuch an und bestattete die Toten in Einzelgräbern, die mit Holzkreuzen und Blumenschmuck versehen wurden. Vor der Beerdigung, an der Mitgefangene und ein Ehrenzug der Wehrmacht teilnahmen, bahrte man die Särge in der Friedhofskapelle auf. In der Kapelle steht noch heute das Vortragekreuz für die Trauerzüge.
Als erster wurde Mitte November 1939 der polnische Kriegsgefangene Jenny Georg Misczynski beigesetzt. Er war am 8.9.1920 geboren und als 25-jähriger in das Stala IV B gekommen, wo man ihn unter der Kgf.-Nr. 14437/IV B registrierte.
Er starb am 16.11.1939 im Lager Mühlberg. Bis zum 23.4.1945 fanden mehr als 600 weitere Insassen des Stalag IV B, die aus anderen Ländern als der UdSSR stammten und im Stalag IV B oder einem seiner Lazarette gestorben waren, auf dem Friedhof Neuburxdorf ihre vorerst letzte Ruhestätte, unter ihnen 355 Franzosen. Für 18 Gräber (13.3.-19.4.1945) "westlicher" Kriegsgefangener enthält das Gräberbuch keine Namen der Verstorbenen mehr. Die Kommandantur des Stalag hatte aus welchen Gründen auch immer keine Sterbelisten mehr an die Friedhofsverwaltung gegeben.
Von Spätsommer 1941 bis 1942 sind im Stalag IV B und seinem Lazarett 2.313 Sowjetgefangene gestorben. Sie wurden ebenfalls auf dem Friedhof Neuburxdorf beigesetzt. 156 Sowjetgefangene erhielten Einzelgräber. Ihre beerdigung verlief ohne militärische Ehren. Die anderen starben während einer Typhusepidemie und wurden in Massengräbern beerdigt, von denen etliche später eingeebnet werden mußten. Vom Frühjahr 1942 bis 23.4.1945 enthält das Gräberbuch keine Eintragung beerdigter Rotarmisten. Vermutlich fanden die in diesen Jahren gestorbenen Sowjetgefangenen ihre letzte Ruhestätte auf dem Kgf.-Friedhof Zeithain. Ihre Namen und ihre Anzahl sind nicht bekannt.
Nachdem die Rote Armee am 23.4.1945 Neuburxdorf und Mühlberg erreicht hatte, beerdigte man auf dem Kriegsgefangenen-Friedhof Neuburxdorf Soldaten und Zivilisten verschiedenster Nationalitäten, sogar Frauen und Kinder. Unter ihnen waren mehrere Kriegsgefangene. Die Schicksale und Namen der anderen Toten kennt niemand.
Im Gräberbuch steht "Russe" oder "Jugoslawe", und manchmal stimmte selbst diese Angabe nicht, wurde "Russe" durch "Italiener, Frau" oder "Engländer" durch "Russe", "Italiener" durch "Holländerin" ersetzt usw.
Am 25.5.1945 wurden "5 Russen und 1 Holländer", am 28.5.1945 "3 Russen, 1 Engländer, 1 Pole" in jeweils einem Grab beerdigt usw. Am 27.6.1945 schloß Bürgermeister Krause das Gräberbuchmmit der Eintragung "lfd.Nr. 897 Russe, Beerdigungstag 27.6.1945, Grab N 720" und "Eintragungen über die Massengräber Herbst und Winter 1941/42" ab.
Später hat man die Gebeine vieler Kriegsgefangener exhumiert und in den Heimatländern beigesetzt, unter anderen alle Franzosen. Die Sowjetgefangenen wurden nach Zeithain überführt. Der dortige Ehrenfriedhof diente zugleich als "antifaschistische Gedenkstätte". Die anderen Gräber auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Neuburxdorf ebnete man ein. 1995 hat sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. der Anlage angenommen.
Quelle: Informationsheft für Besucher der Gedenkstätten (Lager Mühlberg)