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Okinawa 1945

Begonnen von md11, Di, 20. Februar 2007, 21:25

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-Landung auf Okinawa-
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Am Morgen des 29. März 1945 - drei Tage vor dem US-Angriff auf Okinawa - tauchten, etwa 500 Meter vom Ufer entfernt, mehrere amerikanische Landungsfahrzeuge vor der Südwestküste der Insel auf. Im Schutze des Deckungsfeuers von Geschützen der Pazifischen Flotte ließen sie eine sonderbare Fracht ins Wasser gleiten: 1000 mit Badehosen, Schwimmflossen und Gesichtsmasken bekleidete und mit silbergrauer Tarnfarbe bemalte Kampfschwimmer. Die Gerätschaften, die jeder von ihnen mit sich führte, schienen recht harmlos zu sein: eine einfache Angelschnur, die alle 23 Meter einen Knoten aufwies, ein Stück Senkschnur nebst Bleigewicht, ein Schreibstift und als Schreibfläche eine sorgfältig um den linken Unterarm gewickelte kleine Plexiglastafel.
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Die Besatzungen der Landungsboote, die zusahen, wie sich die Meeresschwimmer der feindlichen Küste näherten, konnten verstehen, warum man sie liebevoll ,,halb Fische, halb verrückte Kerle" nannte. Diese hochtrainierten Männer waren Freiwillige-Angehörige der Unterwassersprengkommandos der US-Kriegsmarine und Teilnehmer an einigen der riskantesten Unternehmungen des Krieges. Solche Kommandos hatten mitgeholfen, den Weg für die Invasionen auf Sizilien, in der Normandie, auf Kwajalein, Saipan und erst jüngst auf Iwo Jima zu erkunden. Ihr jetziger Einsatz bei Okinawa war mit besonderen Schwierigkeiten verbunden.
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Unter den Pazifikinseln, deren Inbesitznahme sich die Amerikaner bis dahin zum Ziel gesetzt hatten, war Okinawa eine der größten. Sie wies jedoch eine topographische Eigentümlichkeit auf, die man öfter bei Atollen antrifft: Sie war in ihrer ganzen Ausdehnung von Korallenriffen umgeben. Diese Riffe, vom warmen Japanstrom genährt, bildeten eine tückische Falle, die Unvorsichtigen leicht zum Verhängnis werden konnte. Die Besatzungen von amphibischen Angriffsfahrzeugen mußten, wenn sie nicht kläglich scheitern wollten, ihre Ausdehnung und die Wassertiefe über ihnen kennen: Ohne derartige Informationen drohte jedem Landungsboot die Gefahr, sich festzulaufen oder in Stücke gerissen zu werden. Die Amerikaner wußten dies seit ihrer ersten amphibischen Operation im Zentralpazifik, der Landung auf dem Tarawa-Atoll im November 1943, aus eigener bitterer Erfahrung.
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Danach hatte man die Techniken der Unterwassersprengkommandos glänzend vervollkommnet. Jeder Kampfschwimmer vor Okinawa befestigte zuallererst das Ende seiner Angelschnur am äußeren Rand des Riffs. Dann schritt er auf die Küste zu und wickelte dabei die Angelschnur ab. Alle 23 Meter - bei jedem Knoten in der Schnur - lotete er die Tiefe mit seinem Senkblei aus; bei Tiefen von einem Faden oder weniger konnte er den eigenen Körper zum Maß nehmen. Jeder Meßwert wurde mit dem Schreibstift auf der Plexiglastafel eingetragen, desgleichen die Lage von gefahrlosen Durchfahrtslücken im Riff sowie Korallenvorsprüngen und anderen Hindernissen.
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Die Unterwassersprengkommandos mußten die ganze Zeit hindurch mit der nervenaufreibenden Möglichkeit rechnen, entweder von kurzfliegenden Fehlschüssen ihrer eigenen Streitkräfte oder vom Feuer japanischer Geschütze auf der Insel getroffen zu werden. Doch an jenem Morgen hatten sie Glück; die Salven der Schiffsgeschütze lagen alle deckend, und die Aufmerksamkeit der Japaner wurde darüber hinaus durch einen Angriff amerikanischer Trägerflugzeuge abgelenkt. Nachdem die Kampfschwimmer eine gute Stunde lang ihre schwierige Arbeit verrichtet hatten, holte man sie, bis auf ein paar Kratzer und Wadenkrämpfe völlig unverletzt, an Bord der Landungsschiffe zurück.
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Anhand ihrer Aufzeichnungen berichtigte man sogleich die für den geplanten Okinawa-Landekopf erstellten Seekarten und befragte die Unterwassersprengkommandos selbst eingehend über ihre Beobachtungen. Es stellte sich dabei heraus, daß eine Angabe in ihrem Bericht eine Wiederholung der Aktion am nächsten Tag erforderlich machte. Die Kampfschwimmer nämlich bestätigten, daß sie keine Minen entdeckt hätten-amerikanische Minensucher hatten dieses Problem schon vorher aus dem Weg geräumt -, berichteten jedoch, daß sie auf eine andere Gefahr für die Landungsfahrzeuge gestoßen seien: In den Korallenriffen habe der Feind überall Hunderte und Aberhunderte von 1,20 bis 2,40 Meter hohen, verdrahteten Holzpfählen eingerammt.
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Als die Kommandos am nächsten Morgen erneut vor den Uferstreifen erschienen, führten sie kleine Sprengladungen im Schlepptau bei sich, mit denen sie einen unerhört schwierigen Auftrag ausführen sollten. Drei Stunden lang mußten sie, häufig unter Wasser, von Pfahl zu Pfahl -es waren insgesamt rund 2900stapfen, um die Sprengladungen anzubringen und die Zünder untereinander zu verbinden. Dann stellten sie die Zünder ein und schwammen alle, so schnell sie konnten, seewärts. In einer gewaltigen Kettenexplosion wurde der Weg zur Küste für die amerikanischen Angriffstruppen frei gemacht.
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Etwa 25 Kilometer westlich von Okinawa verlief eine weitere Operation zur Vorbereitung der bevorstehenden Invasion genauso erfolgreich. Beim Morgengrauen des 26. März gingen fünf Bataillone der amerikanischen 77.Infanteriedivision auf fünf Felsinseln einer kleinen Inselgruppe namens Kerama-retto an Land. Drei Tage lang durchkämmten die Landungstruppen die Inselgruppe, bis am 29. sämtliche ihrer acht Inselchen als feindfrei und gesichert gemeldet werden konnten.
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Die Japaner hatten nicht mit einem Angriff auf Kerama-retto gerechnet und sich nicht die Mühe gemacht, die dortigen Verteidigungsanlagen zu verstärken. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte der 2300 Mann starken Inselbesatzung war nach Okinawa verlegt worden. Für die Amerikaner war Kerama-retto jedoch äußerst wertvoll. Die Inselgruppe wies eine hervorragende, rund 13 Kilometer lange und 6,5 Kilometer breite Reede auf, deren Gewässer rund 50 großen Schiffen Platz boten. Zudem konnten beide Enden des Ankerplatzes mit Netzsperren gegen U-Bootangriffe versehen werden. Anstatt nahe bei Okinawa, wo sie den Angriffen feindlicher Überwasserfahrzeuge und Flugzeuge ausgeliefert sein würden, Brennstoff, Munition und Proviant ergänzen zu müssen, würden die Schiffe der Invasionsflotte zu diesem Zweck die Schutz bietende Reede von Kerama-retto aufsuchen können.
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Die Inseln erbrachten außerdem noch einen unerwarteten Gewinn. Die Japaner hatten Kerama-retto nämlich, ohne daß die Amerikaner davon erfahren hatten, als Hauptstützpunkt für ihre renraku tei ausersehen. Dies waren mit Sprengstoff beladene ,,Selbstaufopferungsboote", die sich gegen vor Okinawa liegende US-Schiffe stürzen sollten. Aus Sperrholz gefertigt und etwa fünfeinhalb Meter lang und eineinhalb Meter breit, wurden sie von einem 85-PS-Motor angetrieben und erreichten maximal 20 Knoten. Jedes dieser Boote war mit zwei 120-kg-Wasserbomben ausgerüstet. Erbeuteten japanischen Bedienungsanweisungen zufolge sollten die Boote jeweils zu dritt laufen, längsseits eines feindlichen Schiffes gehen - vorzugsweise eines mit ,,wichtigen Versorgungsgütern, Kriegsmaterial und Personal beladenen" Transporters - und dann die Wasserbomben in der Weise auslösen, daß sie aus ihrer Aufhängevorrichtung und über das Heck rollten. Fünf Sekunden später sollten die Bomben detonieren. Niemand erwartete, daß die Steuerleute die Explosion überleben würden.
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Bei der Säuberung der Kerama-Inseln stießen Soldaten der 77. Division auf mehr als 350 dieser Selbstaufopferungsboote, die sorgfältig getarnt in Höhlen und kleinen Buchten versteckt lagen. Die Amerikaner machten sie zu Kleinholz.
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Im Anschluß an die Einnahme der Kerama-Gruppe besetzte die 77. Division Keise Shima, eine nur zehn Kilometer von der Südwestküste Okinawas entfernte kleinere Inselgruppe. Am Morgen des 31. März, genau 24 Stunden vordem Angriff auf Okinawa, landete ein Bataillon der 77. Division auf diesen vier Sandinselchen. Der Feindwiderstand war denkbar gering; auch dieses Objekt war von den Japanern in seinem Wert nicht richtig eingeschätzt worden. Die Amerikaner konnten 15,5-cm-Geschütze auf Keise Shima in Stellung bringen, deren Reichweite sich bis zum Gebiet um Naha, der größten Stadt auf Okinawa, erstreckte und die ihren Landungstruppen massive Feuerunterstützung geben konnten.
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Die Planer der bevorstehenden Invasion auf Okinawa waren zufrieden. Zwei der vorgelagerten Inselgruppen boten Okinawa keinen Schutz mehr. Die gefährlichen Korallenriffe, die die Insel umgaben, stellten für die Invasionstruppen keinerlei Bedrohung mehr dar. Und die Insel selber hatte sechs Tage lang unter einer gewaltigen Feuerglocke der Pazifikflotte gelegen.

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Die Amerikaner waren sich darüber klar, daß die Landung und der Vorstoß ins inselinnere nicht so glatt vonstatten gehen würden wie die vorbereitenden Maßnahmen. Okinawa hatte die sechzigfache Größe von Iwo Jima und war nach den neuesten Schätzungen des amerikanischen militärischen Geheimdienstes mit rund 75 000 Mann japanischer Truppen vollgestopft. Es stand fest, daß sich die Verteidiger zumindest genauso erbittert zur Wehr setzen würden wie die Besatzung von Iwo Jima. Die Japaner waren sich bewußt, daß Okinawa die letzte Zwischenstation auf dem Wege nach den nur 300 Seemeilen entfernt liegenden japanischen Hauptinseln darstellte und, anders als das winzige Iwo Jima, zu einem großen vorgeschobenen US-Versorgungsstützpunkt für einen Offensivstoß gegen das japanische Mutterland ausgebaut werden konnte.

Entgegen ihren Erwartungen stießen die Amerikaner bei ihrem Landungsangriff jedoch auf keinerlei Gegenwehr, so daß sich unter ihnen eine euphorische Stimmung ausbreitete. Am Ende des ersten Kampftages hatten sie mit einem eigenen Verlust von nicht mehr als 28 Gefallenen 60 000 Mann auf Okinawa gelandet. Dieser Tag, der 1. April, fiel auf Ostersonntag. Militärisch hieß er L-Tag (Landungstag). Diese neue Bezeichnung hatte man gewählt, um in der hektischen Zeit, in der die Landungen auf Iwo Jima und Okinawa gleichzeitig vorbereitet wurden, keine Verwirrung zu stiften. Das Recht auf Verwendung des üblichen Terminus D-Tag war den Planern des Vorstoßes gegen Iwo Jima zugebilligt worden. Den Kampftruppen, die am 1. April auf Okinawa landeten, sagte dies alles wenig. Die Spaßvögel unter ihnen meinten später, man habe sie damals in den April geschickt.

An jenem Tag schienen die Landungen jedoch glatt vonstatten zu gehen. Vier Divisionen setzten sich nebeneinander in Marsch; die weißen Kielwasserstreifen, die ihre Angriffsfahrzeuge aufwirbelten, hatten eine Breite von 13 Kilometern. Den linken Flügel bildeten zwei zum III. Amphibischen Korps unter Generalmajor Roy S. Geiger gehörende Marineinfanteriedivisionen, die 6. und die 1., den rechten zwei Heeresdivisionen vom XXIV. Armeekorps unter Generalleutnant John R. Hodge, die 7. und 96. Ihr Landeabschnitt war ein langer, geradlinig verlaufender, sandiger Uferstreifen an der unteren Westküste von Okinawa, gegenüber einem Dorf namens Hagushi. Der Raum um Hagushi war mit Bedacht ausgewählt worden. Das anschließende Gelände stieg sanft an und ermöglichte einen ungehinderten Vormarsch zu zwei strategisch wichtigen Angriffszielen: den etwa eineinhalb Kilometer landeinwärts gelegenen Flugplätzen Yontan und Kadena.

Der kampferfahrene Kriegsberichterstatter Ernie Pyle, der zusammen mit den Marineinfanteristen an Land ging, wunderte sich über den friedlichen Anblick, der sich ihm ringsum bot. ,,Einen Landungsraum wie auf Okinawa hatte ich bisher noch nicht gesehen", berichtete er nach Hause. ,,In unserem gesamten Sektor gab es keinen einzigen Toten oder Verwundeten. Die Sanitäter saßen beschäftigungslos zwischen ihren Säcken mit Verbandsmaterial, Plasmakonserven und Tragbahren. Man sah kein einziges brennendes Fahrzeug, auf dem Riff oder am Ufer kein einziges zusammengeschossenes Boot. Das Gemetzel, das bei einer Invasion fast unvermeidbar ist, hatte nicht stattgefunden."

Für den poetischen Blick des Oberleutnants David Tucker Brown jr. glich die Landung ,,mehr einem Idyll als einer Schlacht". Beim Vorstoß landeinwärts, schrieb er seiner in Virginia beheimateten Familie, seien sie auf ,,bestellte Äcker, Felder mit reifer weißer Wintergerste und über den weichen Boden verstreute, winzige bunte Blumen" gestoßen. ,,Wir trauten alle unseren Augen nicht, es war das reinste Märchen."

Gegen 10.30 Uhr, zwei Stunden nach der Landung der ersten Amerikaner, hatten Spähtrupps der 7.Infanteriedivision den Flugplatz Kadena erreicht und waren weiter vorgestoßen. Eine Stunde später war der Flugplatz Yontan fest in der Hand von Soldaten der 6. Marineinfanteriedivision. Yontan lag so friedvoll da, daß am Nachmittag eine japanische Zero-Sen aus den Wolken herabstieß und auf der Piste aufsetzte. Der Pilot kletterte aus seiner Maschine und merkte erst, als er auf die Hangars zuschritt, daß irgend etwas an den dort herumstehenden Soldaten nicht stimmte. Er zog daraufhin seine Pistole - ein Fehler, der ihn das Leben kostete.

Am Abend des L-Tages war der amerikanische Landekopf fast fünf Kilometer tief und gut 13 Kilometer breit, und es waren derart viele Bewohner von Okinawa zu den amerikanischen Linien geströmt, daß für sie ein Aufnahmelager errichtet werden mußte.

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Am Abend des folgenden Tages hatten Einheiten der 1. Marineinfanteriedivision die Landenge von Ishikawa, die das südliche Drittel von Okinawa vom übrigen Teil der Insel abgrenzt, fast überquert. Am 3. Invasionstag vollendeten die US-Truppen ihren Vorstoß über die Landenge, und am 4. Invasionstag schnitten sie die Verteidigungskräfte des Nordteils von denen des Südens ab, indem sie ein breites Stück der Ostküste besetzten.

Der amerikanische Offensivstoß gegen Okinawa hatte in nur vier Tagen ein Resultat erbracht, für das die Generalstabsplaner drei Wochen veranschlagt hatten. Generalleutnant Simon Bolivar Buckner jr., der als Oberbefehlshaber der neu aufgestellten 10. Armee das amerikanische Landungsunternehmen auf Okinawa leitete, befand sich noch an Bord des Flaggschiffs Eldorado. Auf seine Weisung hin wurden in Abänderung des Operationsplans die Beschränkungen auf Tagesziele aufgehoben. Das 111. Amphibische Korps sollte mit der 6. Marineinfanteriedivision als Vorhut und der 1. Marineinfanteriedivision als Rückendeckung unverzüglich gegen die beiden oberen Drittel der Insel vorstoßen. Das XXIV. Armeekorps sollte mit der 7. und 96. Infanteriedivision in geschlossener Linie nach Süden zum Sturm auf den Südteil antreten.

Die Japaner hatten sich bisher noch kaum bemerkbar gemacht. Die Amerikaner waren zwar hier und da von Scharfschützen und gelegentlich auch von Artillerie unter Beschuß genommen worden, doch hatten die meisten Feuergefechte nur wenige Minuten gedauert. Sonst waren sie bei ihrem Vormarsch faktisch auf keinerlei Gegenwehr gestoßen - entsprechend dem Plan des Kommandanten der japanischen Garnison auf Okinawa, des Generalleutnants Mitsuru Ushijima.

Ebenso wie General Kuribayashi auf Iwo Jima ging Ushijima davon aus, daß er auf verlorenem Posten stand. Er war jedoch entschlossen, dem Feind einen möglichst hohen Blutzoll und Zeitverlust abzufordern: Je tapferer er auf Okinawa aushielte, um so länger ließe sich ein feindlicher Offensivstoß gegen das japanische Mutterland hinauszögern. Seine Vorgesetzten in Tokio hatten ihn in diesem seinem Entschluß bestärkt und ihm versprochen, eine Reihe von Selbstaufopferungsangriffen gegen die amerikanische Landungsflotte durchzuführen.

Ushijima war zum Führen eines Zermürbungskampfs hervorragend ausgerüstet. Er verfügte über viel mehr Waffen als auf irgendeiner der bisher von den Amerikanern besetzten Pazifikinseln vorhanden gewesen waren; ein Großteil dieses Arsenals war für die Philippinen bestimmt gewesen, aber wegen Verladungsproblemen auf Okinawa verblieben. Außerdem war Ushijimas Verteidigungsstreitmacht sehr viel stärker, als der amerikanische Geheimdienst geschätzt hatte: weit über 100 000 Mann.

Die wichtigsten Verbände der 32. Armee Ushijimas waren die aus China abgezogene, kampferfahrene 62.Infanteriedivision, die aus der Mandschurei nach Okinawa verlegte 24. Infanteriedivision und die 44. Gemischte Brigade von der drittgrößten der Inseln Japans, Kyushu: insgesamt rund 34000fronterfahrene Infanteristen. Weitere 10 000 Infanteristen hatten die auf Okinawa und den nahe gelegenen Inseln stationierten japanischen Marineeinheiten abstellen müssen. Die Versorgungs- und Bautruppen mit eingerechnet, verfügte der General über 80 000 Mann. Die Infanterie wurde von den Feldgeschützen und Granatwerfern der normalen Divisionsartillerie unterstützt; darüber hinaus verfügte Ushijima über ein Panzerregiment, drei Artillerieregimenter - von denen zwei mit 15-cm-Haubitzen und eines mit 7,5- und 12-cm-Geschützen ausgerüstet waren - sowie über ein Regiment mit den gewaltigen 32-cm-Granatwerfern, die den Amerikanern bereits auf Iwo Jima so schwere Verluste beigebracht hatten.

Ein Teil der Verteidigungskräfte Ushijimas bestand aus Inselbewohnern von Okinawa. Der ,,Boeitai", eine Mitte 1944 aufgestellte Heimwehr, war der 32. Armee eingegliedert worden. Seine 20000 Angehörigen waren zwar größtenteils kaum zum Kampfeinsatz geeignet, aber sie stellten zuverlässige Arbeitstruppen dar, die Ushijimas Soldaten das Ausschachten der ungezählten Unterstände und Erdlöcher abnahmen, mit denen die Japaner jetzt die Höhen Okinawas übersäten. Die weiblichen Angehörigen des Boeitai waren bei den rückwärtigen Diensten tätig.

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Zur Inselbesatzung gehörten schließlich noch etwa 1700 Schüler, von denen einige erst 14 Jahre zählten; viele von ihnen hatten ihre Einberufungsbefehle am Abend vor der Invasion bei der Abschlußfeier der Mittelschule von Shuri zusammen mit ihren Zeugnissen erhalten. Sie waren in ,,Tekketsu" (Blut und Eisen für den Kaiser!) genannten Einheiten zusammengefaßt und größtenteils den Fernmeldestellen der 32.Armee zugeteilt. Auf Befehl von Ushijima wurden sie außerdem für den Kleinkrieg geschult - war der General doch zu der Erkenntnis gekommen, daß sich eine solche Ausbildung in dem Maße, wie sich das Kriegsglück gegen ihn wandte, als immer nützlicher erweisen würde.

Die ersten Invasionstage hatten Ushijima jedoch Grund zu der Hoffnung gegeben, er würde imstande sein, den Feind in einen langwierigen und blutigen Kampf zu verwickeln. Die bisherigen amerikanischen Vorstöße hatten weder seinen Verteidigungsplan hinfällig gemacht noch ihn aus der ihm eigenen Ruhe aufgeschreckt. Von den Wällen der Zitadelle von Shuri, eines im 15. Jahrhundert erbauten Forts, das einst die Residenz der Feudalherrscher von Okinawa gewesen war, hatte er die vordringenden US-Truppen mit stoischer Gelassenheit beobachtet. Angesichts ihrer numerischen Überlegenheit war er mehr denn je davon überzeugt, daß jeder Versuch, sie an der Küste abzuwehren, eine nutzlose Vergeudung seiner Verteidigungskräfte gewesen wäre.

Ushijima beabsichtigte statt dessen, die Amerikaner herankommen zu lassen, bis sie gegen seine erste größere Verteidigungslinie stießen. Die Amerikaner waren sich keineswegs sicher, wo diese verlief. Ihre Luftaufklärung hatte zwischen dem Norden und Süden der Insel stark ausgeprägte topographische Unterschiede festgestellt. Das südliche Drittel von Okinawa bestand großenteils aus welligem Gelände, auf dem sich Felder und Dörfer schachbrettartig ausbreiteten. Demgegenüber war der Nordteil überwiegend gebirgig, ein Gewirr von kieferbewaldeten Bergkegeln und Schluchten voller Dickichte, aus denen sich die japanischen Verteidiger vermutlich nicht so leicht vertreiben lassen würden. Daß Ushijima den Norden Okinawas faktisch abgeschrieben und dort nur noch knapp 2000 Mann stehen hatte, die im wesentlichen hinhaltenden Widerstand leisten sollten, konnten die Amerikaner natürlich nicht wissen. Eine stärkere Verteidigung dieses großen Gebiets und seiner vielfach gewundenen Küste hätte den japanischen Inselkommandanten indes genötigt, seine Kräfte zu zersplittern.

Ushijima beschloß, den Feind im Süden, in einer zerklüfteten Gegend unterhalb der Landenge von Ishikawa, zu empfangen. Um in das günstigere Terrain am Südende der Insel zu gelangen, würden die von ihren Landestellen nach Süden vorstoßenden US-Truppen einen starken natürlichen Sperriegel überwinden müssen - eine Reihe steiler, teilweise bis zu 90 Meter hoch aufragender Hügelketten, die sich quer über die Insel hinzogen. Ushijima beabsichtigte, diese Steilhänge Grat für Grat zu verteidigen und den angreifenden Feind Mann für Mann zu erledigen.

Um seiner Sperrstellung die nötige Tiefenausdehnung zu verleihen, errichtete Ushijima in dem diesem natürlichen Wall vorgelagerten Gebiet eine Anzahl Außenwerke und im rückwärtigen Gebiet etliche mehr oder weniger konzentrische Verteidigungsringe mit der Zitadelle von Shuri, seinem Hauptquartier, als Schwerpunkt. Künstliche und natürliche Höhlen in dem dortigen Kalkgestein boten Platz für weitere Geschützstellungen. Ushijima machte sich überdies eine alte Bestattungssitte der Bewohner von Okinawa zunutze. Diese pflegten die Gebeine ihrer Verstorbenen über der Erde in Grabgewölben beizusetzen. Diese Grabstätten, die die Hänge zu Tausenden bedeckten, bildeten fertige Schützenlöcher und Maschinengewehrnester.

Unter der Erde hatten Ushijimas Arbeitstruppen Hunderte von Räumen ausgeschachtet, von denen einige eine ganze Kompanie beherbergen konnten, sowie Hunderte von miteinander verbundenen Hohlgängen, darunter etliche, die die Gratevon vorn bis hinten durchzogen. Die Amerikaner sollten sich von der Perfektion und Ausdehnung dieses unterirdischen Abwehrnetzes sichtlich beeindruckt zeigen: Als ein US-Panzer einmal sechs Rauchgranaten in den Eingang eines Verbindungsweges feuerte, stellte die Besatzung fest, daß aus mehr als 30 anderen Eingängen Rauch quoll.

Am 5. Invasionstag, dem 5. April, kam den auf Okinawa nach Süden vorrückenden Amerikanern zu Bewußtsein, daß dereigentliche Feindwiderstand eben erst begonnen hatte. Ein Chronist des Okinawa-Feldzugs faßte die neue Lage in einem einzigen Satz zusammen: ,,Die Flitterwochen waren vorüber."

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Die knapp fünf Kilometer, die die Amerikaner von General Ushijimas Abwehrwall aus Felswänden trennten, schienen auf den ersten Blick keine besonderen Schwierigkeiten zu bieten. Das Gelände war teilweise ziemlich flach, durchsetzt mit kleinen Ackerstreifen und offenen Reisfeldern. Die Hügel, die sich hier und da erhoben, waren meist kaum mehr als kleine Buckel.

Ushijima rechnete selbst nicht damit, dies Vorfeld über längere Zeit halten zu können - die Amerikaner sollten sich hier nur erst einmal blutige Köpfe holen. Zum erstenmal seit ihrer Landung sollten sie auf Befestigungen treffen, die auf maximale Wirkung hin angelegt waren, und auf Truppen, die sich ihnen mit blindwütiger Entschlossenheit entgegenwerfen würden. ,,Kämpft bis zum äußersten", hatte man ihnen eingeschärft. ,,In dieser Schlacht geht es um den Sieg des Jahrhunderts!"

Der 57jährige Ushijima war ein gewandter und erfahrener Taktiker, der als Infanteriekommandeur in den späten dreißiger Jahren in China und 1942 während der japanischen Eroberung Südostasiens in Burma gekämpft hatte. Die Art und Weise, wie er die Verteidigung von Okinawa organisiert hatte, zeugte von seinem großen militärischen Können. Minenfelder und Panzerfallen schützten die Anmarschwege zu den Hügeln. Am Fuß der Hänge waren Gräben ausgehoben worden, in denen mit Handgranaten, leichten Maschinengewehren und kleinen Schützengraben-Granatwerfern ausgerüstete Schützen lagen. Hinter diesen befanden sich schwere Maschinengewehrnester. Oben auf den Hügeln und auf den Hinterhängen waren weitere Granatwerfer in Stellung gebracht und an strategisch wichtigen Punkten Artilleriebeobachtungsstellen eingerichtet worden, die von den schweren Geschützen entlang der im Süden verlaufenden Hauptverteidigungslinie im Bedarfsfall Feuer anzufordern hatten.

Ushijimas Strategie zielte in erster Linie darauf ab, die angreifenden amerikanischen Infanteriekräfte von den ihnen Feuerschutz gebenden Panzern zu isolieren. Die Kampfwagen sollten zuerst durch Artilleriefeuer von den Hügeln aufgehalten und im Anschluß daran von japanischen Panzervernichtungstrupps im Nahangriff mit geballten Ladungen und brennenden Lappenbündeln außer Gefecht gesetzt werden. Die Panzerbesatzungen waren beim Versuch, aus ihren Luken zu klettern und zu fliehen, mit Gewehrschüssen und Bajonettstichen zu erledigen. Die zu einem Frontalangriff auf einen Hügel antretenden amerikanischen Infanteriekräfte würden dann ohne ausreichenden Feuerschutz in kurzer Zeit liegenbleiben oder in einen Kampf Mann gegen Mann mit den Japanern verwickelt werden, die sich aus Höhlen, Spalten und mit Deckeln verschlossenen Schützenlöchern auf sie stürzen sollten.

Die Amerikaner sollten die Wirksamkeit der japanischen Taktik bald zur Genüge erfahren. Die auf die Osthälfte des Vorfeldes angesetzte 7. Infanteriedivision brauchte sieben Tage für die 5500 Meter, die ihre Ausgangsstellungen vom Angriffsziel, dem Dorf Ouki nahe dem östlichen Ende der Hauptverteidigungslinie Ushijimas, trennten. Die Männer der 7. Division nahmen auf ihrem Vormarsch dorthin zwar die Höhen, deren Namen -Zitadellenhügel, Felsspitze, Roter Hügel, Grabhügel und Dreieckshügel - sie noch lange im Gedächtnis behalten sollten, mußten ihren Bodengewinn jedoch mit schwersten Opfern erkaufen. Diese bezifferten sich auf mehr als 1120 Tote und Verwundete.

Schwer hatte es auch die mit der Besetzung derwestlichen Hälfte des Vorfelds beauftragte 96. Infanteriedivision. Die Einnahme eines einzigen strategisch entscheidend wichtigen Hügels, Kaktus-Grat genannt, gelang ihr erst nach dreitägigen, wütenden Frontal- und Flankenangriffen. Dieser Hügel lag nur 1100 Meter nördlich vom Kakazu-Grat, einem langen und gezackten Felskamm, der das Angriffsziel der 96. Infanteriedivision und das westliche Ende der ersten Verteidigungslinie Ushijimas bildete.

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Oberst Edwin T. May, der Kommandeur des 383. Regiments, sah hier die Chance, als erster in einen Schlüsselabschnitt der vorgeschobenen Stellung Ushijimas einzubrechen. Von seinem Standort auf dem Kaktus-Grat nahm sich der Kakazu-Grat nicht besonders abschreckend aus. Mit nur 85 Meter Höhe war er bei weitem nicht so steil wie andere Teile der Sperrstellung Ushijimas, und einige seiner Hänge fielen so sanft ab, daß die Bewohner der Insel dort ihre Familiengrabstätten angelegt hatten. Tatsächlich bestand der Kakazu-Grat aus zwei Hügeln, die durch einen Sattel miteinander verbunden waren. Zusammen mit seiner westlichen - sogleich Kakazu-West getauften - Verlängerung bildete der Kakazu eine sich über 900 Meter erstreckende Felskette.

Beträchtliche Gefahr drohte den Amerikanern von einer tiefen Schlucht, die dem Kakazu an seiner Nordseite vorgelagert war- der Seite, von der aus der Angriff zu erfolgen hatte. Die Schlucht stellte eine natürliche Panzerfalle dar, deren Tiefe zum Teil wegen des dichten Baumbestands und Buschwerks nicht zu erkennen war. May kam zu dem Schluß, seine Infanteristen würden hier allein, ohne jede Unterstützung durch die Sherman-Panzer, vorgehen müssen. Zudem entschied er, zur Steigerung des Überraschungsmoments auf alle Artillerievorbereitung zu verzichten.

Am 9. April ließ May vor Tagesanbruch vier Schützenkompanien gegen den Grat antreten. Die 1. und 3. Kompanie vom 1. Bataillon sollten den Kamm des Kakazu nehmen, und die 12. und 9. Kompanie vom 3. Bataillon den Kamm von Kakazu-West. Der Angriff ging glatt und zügig vonstatten, und beim Morgengrauen standen die 1. und 3. Kompanie auf dem Kamm des Kakazu, einem etwa 20 Meter breiten, ziemlich ebenen Geländestreifen, während sich die 12. Kompanie dem Kamm Kakazu-West näherte. Die Amerikaner waren lediglich von ein paar verschlafenen japanischen Vorposten bemerkt worden, die rasch mit dem Bajonett zum Schweigen gebracht wurden. Doch bei Helligkeit entdeckte ein japanischer Soldat in einem Kampfstand nahe dem Gipfel des Kakazu die dorthin vorgedrungenen Gls. Kurz darauf brach den ganzen Grat entlang das Inferno eines Granatwerfer- und Artilleriefeuerriegels los, gefolgt von einem Angriff der Japaner durch das eigene Feuer hindurch -eine Demonstration wilder Unerschrockenheit, die die Amerikaner auf Okinawa immer wieder erleben sollten.

Um 7.45 Uhr meldete Hauptmann Jack A. Royster, der Chef der 1. Kompanie, seinem Bataillonskommandeur über Funk, falls seine Männer keine Verstärkung bekämen, bliebe ihnen nur die Wahl, sich zurückzuziehen oder völlig aufgerieben zu werden. Daraufhin setzte sich sofort Verstärkung in Marsch, die jedoch im japanischen Abwehrfeuer liegenblieb. Oberst May, der das von seinen Truppen eroberte Höhengelände nicht aufgeben wollte und überzeugt war, daß ein Rückzug sie genau soviele Verluste kosten würde, befahl ihnen, ,,den Grat um jeden Preis zu halten".

Bild 1.Generalleutnant Mitsuru Ushijima,der Oberbefehlshaber der 32.Armee.

Bild 2.Generalleutnant Isamu Cho

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Das erwies sich jedoch als unmöglich. Bald nachdem Royster Verstärkung angefordert hatte, wurde er von Granatsplittern im 2sicht getroffen und war fast blind. Oberleutnant Dave Belman, Chef der in unmittelbarer Nähe kämpfenden 3. Kompanie, war geichfalls verwundet worden. Verzweifelt forderte Royster für die beiden schwer angeschlagenen Kompanien Hilfe durch ein Nebel3taillon an, damit sie sich zurückziehen könnten. Ein widriger Wind wehte die von diesem Bataillon gelegte Nebelwand zu den amerikanischen Linien zurück, so daß der Rückzug erst beginnen konnte, als der Wind kurz vor 10.00 Uhr umschlug.

Nach dieser so qualvoll langwierigen Absetzbewegung sollte ein 23jähriger Gefreiter von der 3. Kompanie, Edward J. Moskala, posthum als erster Regimentsangehörigerdie US-Ehrenmedaille des Kongresses verliehen bekommen. Moskala war auf dem Kamm über f0 Meter, die vom Feind eingesehen werden konnten, vorgeprescht und hatte zwei japanische Maschinengewehrnester zum Schweigen gebracht. Dann hatte er, während die anderen die Hänge hinunterkrochen, als Nachhut mit ein paar Kameraden mindestens 25 japanische Soldaten außer Gefecht gesetzt. Zweimal war er auf den Kamm zurückgekehrt, um die letzten Verwundeten zu holen. Beim zweiten Aufstieg war er gefallen.

Auf dem Kakazu-West mußte die 12. Kompanie ebenfalls durch ein schreckliches Inferno gehen. Ihr Chef war Oberleutnant Willard F. (,,Hoss") Mitchell, ein umgänglicher, vierschrötiger Sohn Louisianas, dessen Schlachtruf lautete: ,,Hier kommt Hoss, und Gott ist mit Hoss!" Als beim Hellwerden das japanische Sperrfeuer einsetzte, waren die Männer noch im Aufstieg begriffen. Es gelang ihnen, auf den Gipfel vorzudringen, doch wurden sie anschließend in einen erbitterten Kampf mit den Soldaten des 13. Selbständigen Infanteriebataillons unter Oberst Munetatsu Hara verwickelt, die sich ihnen auf einer Kuppe ganz in der Nähe entgegenwarfen.

Die 12. Kompanie war den Japanern zahlen- und waffenmäßig unterlegen. Die Japaner waren mit Gewehren, Handgranaten, geballten Ladungen im Gewicht von zehn Kilogramm, leichten und schweren Maschinengewehren, kleinen Schützengraben-Granatwerfern sowie den neuen überschweren Granatwerfern von 32 cm Kaliber ausgerüstet. Sechs von Mitchells Männern konnten eine dieser übergroßen, schweren Infanteriewaffen zum Schweigen bringen, nachdem sie beobachtet hatten, wie sie auf einem zwölf Meter langen Gleis aus einer Höhle gerollt wurde. In dem Bewußtsein, daß eine Granate des Ungeheuers sie vom Hügelfegen konnte, preschten sie durch einen Feindfeuervorhang hindurch zum Höhleneingang und setzten die neben dem Geschütz stehende Bedienungsmannschaft in Stärke von vier Mann außer Gefecht.

Den ganzen Morgen über und noch bis weit in den Nachmittag hinein suchte sich die 12. Kompanie in einer engen, nur wenig Deckung bietenden Schlucht nahe beim Gipfel der andrängenden Japaner zu erwehren. Mitchells Männer schlugen insgesamt vier Angriffe auf ihre Stellungen ab. Doch um 16.00 Uhrfunkte Mitchell, er befinde sich in einer kritischen Lage. Von den 89 Infanteristen, die er auf den Kamm geführt hatte, waren 15 gefallen, und die Überlebenden waren bis auf drei Mann alle verwundet. Die einzige Munition, über die sie praktisch noch verfügten, war die, die sieden Gefallenen und Verwundeten abnehmen konnten. Von Artillerie gedeckt, zog sich die 12. Kompanie hinter einer Nebelwand schließlich vom Kakazu-West zurück.

Das 383. Regiment hatte an jenem Tag 326 Mann verloren: 23 Gefallene, 47 Vermißte und 256 Verwundete. Auch die Japaner hatten schwere Verluste erlitten. Aus Oberst Haras Aufzeichnungen ging später hervor, daß er tags darauf nur noch über etwa die Hälfte der Anfangsstärke von 1200 Mann verfügte.

Das 383. Regiment trug am 10. Mai seinen Sturmangriff zusammen mit dem 381. Regiment vor. Gemeinsam warfen sie vier Bataillone - zweimal soviel Truppen, wie ursprünglich angetreten waren - gegen den Grat, nachdem Flugzeuge der vor der Küste liegenden Träger, die Geschütze des Schlachtschiffs New York und eine Feuerwalze von acht Feldartilleriebataillonen die dortigen Feindstellungen sturmreif gemacht hatten. Angesichts der Katastrophe vom Vortage waren die amerikanischen Kommandeure zu dem Schluß gekommen, der Einsatz der übermächtigen amerikanischen Feuerkraft sei die einzige Lösung. Sie stellten jetzt jedoch fest, daß diese nicht ausreichte. Die Trägerflugzeuge verschwanden schließlich, und die Beschießung wurde eingestellt, damit die amerikanischen Infanteristen zum Sturmangriff antreten konnten. Da hagelten von den Hinterhängen, an denen sich die Japaner eingegraben hatten, Granatwerfergeschosse auf die Angreifer herab.

Den ganzen Tag lang und auch noch tags darauf rannten die Amerikaner vergeblich gegen den Grat an. Munition, Verpflegung, Wasser und Sanitätsmaterial wurden allmählich knapp.

Hin und wieder errang ein erfinderischer amerikanischer Soldat einen kurzen Triumph. Feldwebel Beauford T. Anderson vom 381. Regiment stürzte sich aus einer Höhle, in der seine Granatwerfergruppe hockte, um ganz allein einige sich nähernde feindliche Soldaten zu erledigen. Er hatte nichts weiter bei sich als seinen Karabiner und ein paar Handgranaten; mit dem Mut der Verzweiflung hob er einen herumliegenden japanischen Blindgänger auf, schleuderte ihn weit weg und hörte, wie erexplodierte. Das brachte Anderson auf eine gute Idee: Er rannte in die Höhle zurück, riß die eigenen Granatwerfergeschosse aus ihren Ummantelungen, zog die Sicherungsbolzen heraus, setzte den Zündmechanismus in Gang, indem er die Geschosse gegen die Höhlenwand schlug und sie dann wegschleuderte. Er wiederholte dies fünfzehnmal und entdeckte am nächsten Morgen vor der Höhle 25 tote Japaner.

Auch Anderson erhielt für seine Tat die US-Ehrenmedaille, doch war den auf dem Kakazu verschanzten Japanern mit Findigkeit allein nicht beizukommen. Am 13. April befand sich der Grat noch immer fest in ihrer Hand. Die 96. Division saß am westlichen Ende der ersten Hauptverteidigungslinie Ushijimas fest, die 7. Division am östlichen. Im Verlauf der neun Tage, die seit dem Beginn des Vorstoßes der beiden Divisionen nach Süden verstrichen waren, hatten sie mindestens 5000 Japaner außer Gefecht gesetzt, dabei aber mehr als 2500 Mann verloren. Es lag auf der Hand, daß die Amerikaner ihre Lage kritisch überdenken mußten.

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Die einzige erfreuliche Meldung, die General Buckner in seinem schwimmenden Hauptquartier vor der Küste empfing, kam vom Nordteil der Insel. Dort blieb die von den amerikanischen Generalstabsplanern vorausgesagte heftige Gegenwehr aus, und es bahnte sich ein durchschlagender Sieg an. Die auf den Straßen längs der Ost- und Westküste nach Norden vorrückenden Ledernacken der 6. Marineinfanteriedivision hatten ein derartiges Tempo vorgelegt, daß die Bataillone der sie unterstützenden Divisionsartillerie kaum mit ihnen Schritt halten konnten. Japanische Soldaten ließen sich nur selten blicken; lediglich die Stoßtrupps, die die ins Inselinnere führenden Pfade vorsichtig erkundeten, sichteten einige vereinzelte Gruppen. Als Folge der Entscheidung General Ushijimas, den größten Teil Nord-Okinawas den Amerikanern preiszugeben, ließen überdies die Abwehrmaßnahmen der Japaner entlang den Küstenstraßen die gewohnte Sorgfalt vermissen. Minen waren nicht tief genug eingegraben worden und daher unschwer zu erkennen, Astverhaue und Baumsperren nicht mit versteckten Sprengladungen verbunden und Brücken nur teilweise gesprengt.

Am 13. April erreichten Vorausabteilungen die Nordspitze von Okinawa, Hedo Misaki. Diese lag etwa 65 Kilometer vom Ausgangspunkt der Division an der Landenge von Ishikawa entfernt, und der Marsch dorthin hatte acht Tage gedauert. An der Westküste hatten Marineinfanteriekräfte den Hafen von Nago und eine Anzahl kleinerer Städte mit brauchbaren Häfen in Besitz genommen, so daß die Versorgung jetzt direkt über See erfolgen konnte. Größte Bedeutung kam der Tatsache zu, daß die Ledernakken die Landseite der Motobu-Halbinsel abgeriegelt hatten, war dies doch der einzige Sektor von Nord-Okinawa, in dem der Feind eine Sperrstellung errichtet hatte.

Abgesehen von den Küstenstrichen, bestand die Motobu-Halbinsel fast nur aus Wildnis-einem 16 Kilometer langen, 13 Kilometer breiten Gewirr von dichtbewaldeten Hügeln, durchschnitten von tiefen Schluchten. Die Luftbildaufklärung war größtenteils ergebnislos verlaufen; bei der Auswertung der Aufnahmen konnten die Amerikaner nur wenige charakteristische Merkmale erkennen, die sich als Orientierungspunkte geeignet hätten. Die wenigen dort vorhandenen Straßen waren durch die üppige Baumvegetation verdeckt; lediglich ein Wasserlauf war deutlich erkennbar.

Die einzigen Bewohner dieser Wildnis waren Bergbauern und eine kleine japanische Besatzung unter dem Kommando eines Obersten namens Udo. Die Kampfgruppe Udo, wie sie später genannt wurde, setzte sich größtenteils aus Einheiten der 44. Selbständigen Gemischten Brigade - Infanterie, Maschinengewehrzügen sowie leichter und mittelschwerer Artillerie-zusammen.

Udo hatte mehrere Monate Zeit gehabt, die Verteidigung der einzigen Bastion im Norden von Okinawa sorgfältig zu planen und das Gelände genau zu erkunden. Da es großenteils für jedwede Fahrzeuge unpassierbar war, hatte die Kampfgruppe Lastpferde angefordert und für diese Gehege, Koppeln und Krankenställe eingerichtet. Da der dichte Wald ausgezeichnet Deckung gegen Fliegerangriffe bot, hatte Udo ihre Flakgeschütze für den Erdkampf umgerüstet. Von dem hervorragenden Geschick des Obersten zeugte vor allem die Wahl des Standorts für seine Verteidigungsstellung. Im Südwesten der Halbinsel ragte ihre höchste Erhebung, die 365 Meter hohe Kuppe des Yae-dake, auf. Als ein Gewirr von Graten und Schluchten, das an den unteren Hängen bewaldet war und oben zerzauste Bäume und kleine Grasflächen aufwies, war der Yae-dake ringsum von fast ebenso abschreckenden Graten umgeben. Udo legte den Befehlsstand in eine Schlucht im Yaedake-Massiv; er verfügte dort über alle erforderlichen Funk- und Fernsprechverbindungen sowie im Innern des Berges über das übliche Höhlennetz. Anfang April waren alle denkbaren Anmarschwege zur Stellung der Kampfgruppe vermint, und sie wartete nur ab, ob die Amerikaner sie wohl finden würden.

Die 6. Marineinfanteriedivision bemühte sich mehrere Tage lang, Udos Stellung auszumachen. Die Männer wußten, daß sie sich den Feindstellungen allmählich näherten, wurde das japanische Feuer doch in dem Maße, wie sie sich immer weiter ins Innere der Motobu-Halbinsel vortasteten, heftiger. Doch ihre Hoffnung, einen japanischen Soldaten gefangenzunehmen und diesem vielleicht das Geheimnis seines Kommandeurs zu entlocken, ging nicht in Erfüllung. Die Feindtruppen, die die Anmarschwege zur Höhe von Yae-dake sicherten, verschwanden nach beendetem Schußwechsel sofort im Unterholz; wenn sie dann vorrückten, fanden die Marineinfanteristen weder Geschütze noch tote oder lebende Japaner - nichts außer Blutlachen. ,,Es war, als ob wir gegen Gespenster kämpften", erinnerte sich ein Offizier.

In der Nacht zum 13. April machten Einheiten des 29.Marineinfanterieregiments jedoch eine erfreuliche Entdeckung. Diese stießen nahe der an der Westküste der Halbinsel gelegenen Stadt Toguchi auf hilfsbereite Einheimische, von denen einige zeitweise auf Hawaii gelebt hatten und Englisch sprachen. Von diesen erfuhren die Marineinfanteristen, die Kampfgruppe Udo sei auf den Höhen im Süden des Manna-Flusses konzentriert. Diese Meldung bestätigte eine bereits von Nachrichtenoffizieren des Marineinfanteriekorps aufgestellte Vermutung. Die Manna - der einzige Wasserlauf, der auf den Luftbildern deutlich zu erkennen gewesen war-durchfloß die Halbinsel ungefähr in der Mittevon Osten nach Westen. Und das Feuer von dem Höhengelände südlich des Flusses hatte den Marineinfanteriestoßtrupps am härtesten zugesetzt.

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Der 6. Division wurde dadurch ein festumrissener, allerdings äußerst komplizierter Auftrag zuteil: Sie mußte die Japaner aus einem Abschnitt vertreiben, dessen steil abfallendes Gelände den Einsatz von Panzern unmöglich machte und in dem sämtliche Anmarschwege von der alles beherrschenden Höhe von Yae-dake aus eingesehen werden konnten.

Der Sturmangriff auf Udos Festung begann am Morgen des 14. April. Das 4. Marineinfanterieregiment trat westlich und das 29. östlich davon an. Der Angriffsplan barg mehr Risiken in sich als üblich; zwar ragte zwischen den Stellungen der beiden Regimenter der Yae-dake auf, doch standen sie einander faktisch gegenüber, so daß Gefahr drohte, daß sich ihre Feuerbereiche.überschnitten. Alles hing von der exakten KoordinierungderArtilleriekräfte ab, und zum Glück für die Amerikaner schossen die Kanoniere der unterstützenden Artilleriebataillone mit imponierender Präzision. Diese Leistung der Kanoniere wurde wiederum von den Raketen und Bombern amerikanischer Trägerflugzeuge und der schweren und mittleren Artillerie des vor der Motobu-Halbinsel liegenden Schlachtschiffs Colorado unterstützt.

Bei Anbruch der Dunkelheit hatte das 4. Regiment einen in seinem Abschnitt liegenden Grat genommen und das 29. Regiment 700 Meter eines anderen erklommen. Die Marineinfanteristen hatten dabei vom Feind eine weitere Lektion darüber erhalten, wie man Überfälle aus dem Hinterhalt durchführt, und mußten dafür einen hohen Preis entrichten.
 
Hierbei ließen die Japaner, die sich geschickt verborgen hatten und mit dem Beschuß warteten, einen ganzen amerikanischen Zug einen Pfad passieren, um dann die nachrückenden Truppen mit einem Feuerhagel zu überschütten. Die Auswirkungen dieser Taktik waren verheerend. Offiziere, je ranghöher, desto besser, bildeten ein bevorzugtes Ziel. Major Bernard W. Green, der Kommandeur des 1. Bataillons vom 4. Regiment, wurde von japanischen Kugeln niedergestreckt, als er gerade zwischen seinem Einsatz- und seinem Feindlageoffizier stand; seine beiden Untergebenen blieben unverletzt. Wie es in einem Bericht über den 14. April heißt, kam den Offizieren der Marineinfanterie plötzlich zu Bewußtsein, ,,daß es gefährlich war, eine Karte zu zeigen, mit Armbewegungen Anweisungen zu geben, ja sogar anstatt eines Karabiners eine Pistole zu tragen".

Am 15. April begannen die Amerikaner, den Sack am Yae-dake zuzuschnüren. Das 29. Regiment stieß von Osten nach Südosten vor und besetzte das Höhengelände im Rücken der Kuppe. Im Westen kam das 4. Regiment nicht mehr so zügig voran wie am Vortag. Die Marineinfanteristen, die das Hügelmassiv zu erklettern versuchten, hatten es nicht mehr mit kurzen Überraschungsangriffen kleiner japanischer Trupps zu tun, die anschließend wieder im Wald verschwanden, sondern mit Verteidigern, die sich in Höhlen und Kampfständen verschanzt und auf den Höhen eingegraben hatten, von wo aus sie die heraufkletternden Ledernacken mit vernichtendem Feuer überschütteten. Die Marineinfanteristen erlitten schwere Verluste - eine Kompanie verlor allein 65 Mann und drei Chefs -, gelangten in jener Nacht aber auf eine strategisch entscheidend wichtige Höhe unmittelbar südwestlich des Yaedake-Massivs. Dieses war nun von drei Seiten eingeschlossen.

Tags darauf erreichten die 1. und 3. Kompanie vom 1. Bataillon des 4. Marineinfanterieregiments nach Überwindung der felsigen änge kurz nach Mittag die Kuppe des Yae-dake. Die 1. Kompanie langte zuerst oben an, wurde aber von den japanischen Verteidigern mit einem solchen Hagel von Handgranaten und Beschuß aus leichten Infanteriewaffen und kleinen Schützengraben-Granatwerfern empfangen, daß sie sich wieder zurückziehen mußte. Daraufhin forderten die Infanteristen von einem nahe gelegenen Bergrücken eine vernichtende Feuerwalze an. Anschließend stürmten die 1. und die 3. Kompanie auf den Grat. Diesmal gelang es ihnen, sich auf dem Kamm einzugraben. Sie befanden sich jedoch in einer prekären Lage: Von ihren 400 Mann waren 50 ausgefallen, und sie hatten fast ihre gesamte Munition verschossen. Falls sie keinen Nachschub bekämen, würden sie dem unvermeidlichen japanischen Gegenangriff hilflos ausgeliefert sein.

Andere Marineinfanteristen, die von unten aus die Situation erfaßten, reagierten spontan. Ein Offizier erinnerte sich später: ,,Den müden, schweißbedeckten Männern, die sofort anfingen, sich Munition und Wasser auf den Rücken zu laden, erschien der 360 Meter hohe Hügel unendlich hoch. Faktisch alle Männer der Stabskompanie vom 1. Bataillon griffen sich so viel Munition, wie sie nur tragen konnten. Wer mit einem 20-Liter-Kanister Wasser auf der einen Schulter loszog, dem warf der Bataillonskommandeur noch zwei Patronengurte auf die andere. Tragbahren mußten ebenfalls raufgeschafft werden, und alle, die wieder runtergingen, mußten sich als Krankenträger betätigen."

Die auf dem Kamm in Stellung gegangenen Männer erhielten rechtzeitig Nachschub an Munition, so daß sie einen Banzai-Angriff, den 75 fanatische Japaner am Abend vortrugen, abschlagen konnten. Mit Unterstützung von Marinekorps-Artillerie, die auf den in der Nähe gelegenen Bergrücken in Stellung gegangen war, wurden die Angreifer vernichtet.

Die Kuppe befand sich damit fest in amerikanischer Hand; der Rest des Yae-dake-Massivs wurde im Verlauf von zwei weiteren Tagen gesäubert. Die Marineinfanteristen stießen dabei auf OberstUdos Befehlsstand. Udo selbst war verschwunden. Er hatte sich unmittelbar vor dem Angriff mit unbekanntem Ziel abgesetzt, um en Kampf gegen die US-Truppen als Freischärler fortzusetzen.

General Buckner hatte sein Hauptquartier am 14. April von der   Eldorado auf die Küste vorverlegt. Er wollte den Feldzug unbedingt um Abschluß bringen, damit die Vereinigten Staaten endlich zum entscheidenden Angriff auf die japanischen Hauptinseln antreten konnten. Buckner sah dem Stoß gegen das feindliche Mutterland geradezu mit einer gewissen Begeisterung entgegen; sein Lieblingstrinkspruch zu einem Glas Bourbon mit Soda lautete: ,,Mögen Sie bald in der Asche Tokios wandeln!"Kaum auf Okinawa angekommen, verkündete der General - mit dröhnender Rekrutenfeldwebelstimme, so daß jeder GI sogleich wußte,woran er mit ihm war-, Ushijimas quer über den Südteil der Insel verlaufende Verteidigungslinie sei unverzüglich zu nehmen. Das XXIV.Armeekorps traf bereits seit mehr als einer Woche, nachdem die 7. und 96.Infanteriedivision am östlichen und westlichen Ende der Linie liegengeblieben waren, fieberhaft Vorbereitungen für einen erneuten Angriff auf breiter Front.

Dieser Angriff begann am 19. April.

Zur Verstärkung der 7. und 96. Division war eine dritte Division, die 27. Infanteriedivision, herangebracht worden. Die früher zur Nationalgarde des Staates New Yorkgehörende 27. hatte auf Saipan im Einsatz gestanden. Auf Okinawa wurde ihr das westliche Drittel der japanischen Verteidigungslinie zugewiesen. Dieses schloß den Kakazu-Kamm ein, wo die 96. Division eine blutige Abfuhr erlitten hatte. Die 96. wurde in den Mittelabschnitt verlegt, und die 7. trat gegen das östliche Drittel an.

Der Angriff vom 19.April wurde durch das massivste Zerstörungsfeuer des gesamten Pazifikkrieges eingeleitet. Insgesamt 27 Artilleriebataillone, 18 vom Heer und neun vom Marineinfanteriekorps, waren daran beteiligt. Sie hämmerten auf die Front in ihrer ganzen Länge mit 324 Geschützen ein - von 10,5-cm- bis zu 20,3-cm-Haubitzen - und feuerten im ganzen 19 000 Granaten in die japanischen Linien und deren rückwärtiges Gebiet. Als sich der Morgennebel lichtete, eröffneten sechs Schlachtschiffe, sechs Kreuzer und sechs Zerstörer das Feuer, während 650 Flugzeuge der Marine und des Marinekorps die japanischen Stellungen mit Bomben, Raketen, Napalm und Maschinengewehrfeuer belegten. Die Zitadelle von Shuri, in der General Ushijima sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, wurde von 450-kg-Bomben getroffen. Der 30 Meter tief in die Erde getriebene Befehlsstand des Generals blieb jedoch unbeschädigt.

Nach 40 Minuten setzten sich die amerikanischen Bodentruppen in Bewegung. Sie stießen zunächst auf keinerlei Gegenwehr. Doch als die Japaner dann aus der Deckung herauskamen und ihre Stellungen besetzten, geriet der Angriff ins Stocken.