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Monte Cassino 1944

Begonnen von md11, Di, 05. Juni 2007, 20:02

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md11

Im Sommer 1943 nähert sich der Krieg langsam Italien, dem sonnigen Land mit den meisten Kulturstätten der Welt, einer der Quellen unserer Zivilisation.

Die stiefelförmige Halbinsel ist etwa 1600 km lang und bis zu 160 km breit; beinahe über die ganze Länge dehnt sich der Gebirgsrücken der Abruzzen aus, dessen Höhenzüge maximal 2 000 m erreichen. An der östlichen Seite ziehen sich die einzelnen Gebirgskämme wie Rippen bis zur adriatischen Küste, an der westlichen Seite, zum Tyrrhenischen Meer hin, liegen die Höhen zuerst beinahe parallel zu den Abruzzen, dann verlaufen sie in südlicher Richtung.

Die Operationen der Alliierten verteilen sich auf die beiden Küsten,abschnitte: die Adria-Front mit einer Breite von etwa 8-24 km, die westliche Front am Tyrrhenischen Meer mit 32-40 km. Getrennt durch das unwegsame Bergmassiv, bilden sie praktisch zwei separate Kriegsschauplätze. Das größte Problem für eine Streitmacht ist das Verkehrsnetz: Die wenigen Straßen im Landesinneren sind kurvenreich, schmal und im Winter kaum passierbar.

Rom und Neapel sind durch zwei Straßen miteinander verbunden, die berühmte antike Via Appia, auch Fernstraße Nr. 7 genannt, die von der Ostküste über die Pontinischen Sümpfe zur Ewigen Stadt führt, und die Fernstraße Nr. 6, die alte Via Casilina. Hier sammelte einst Fabius seine römischen Legionen, um sich Hannibal entgegenzustellen. Im 6. Jahrhundert wurde die Via Casilina vom byzantinischen Feldherrn Bellisarius benutzt, um den Goten die Ewige Stadt zu entreißen. Auch die Langobarden zogen um 570 über diese Straße.   

Zwischen Neapel und Rom erstrecken sich schwer zu besteigende Gebirgskämme, die gerade an der südlichen und südöstlichen Seite überwiegend aus Steilhängen bestehen. Die Landschaft hat hier ausgesprochenen Hochgebirgscharakter. Sowohl an der Adria als auch am Tyrrhenischen Meer ermöglichen nur schmale Landstreifen - dazu noch teilweise versumpft - die Umgehung des Gebirges.

Im Landesinnern ist das 10 km breite Liri-Tal der einzige geeignete Weg für motorisierte Verbände in Richtung Rom, das Vorgebirge mit dem Monte Cassino versperrt jedoch den Zugang zum Liri-Tal. Die niedrigste Erhebung ist hier kaum 300 m hoch, und die höchste, das Bergmassiv des Monte Cairo, dessen Kuppe fast das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt ist, etwa 1700 m. Die Höhenzüge, die später immer wieder in den Kriegsberichten genannt werden und damit traurige Berühmtheit erlangen, bieten die Möglichkeit, von einem Gipfel aus alle anderen zu überblicken und sich.gegenseitig Feuerunterstützung zu geben.

Südlich von Cassino, nahe dem Monte Trocchio, tritt die Via Casilina aus den Bergen in das Rapido-Tal; sie macht nach einer 5 km langen, schnurgeraden Strecke eine scharfe Wende nach Süden und umgeht den Monte Cassino in Richtung Liri-Tal. Dem Monte Cassino zu Füßen liegt am Nordrand der Stadt die Rocca Janula, ein 90 m hoher Felsen mit einer alten Burgruine. Ein Felssattel verbindet den Monte Cassino mit der Rocca Janula, über den der kürzeste, wenn auch beschwerlichste Pfad zur Abtei führt.

Auf dem 516 m hohen Monte Cassino stand einst ein Apollo-Tempel. Er gehörte zur Akropolis, der Stadtburg des antiken Casinum, von dessen Wohlstand noch Reste eines Amphitheaters Zeugnis ablegen.

An der Stelle des in Trümmer gesunkenen Apollo-Tempels errichtete St. Benedikt im Jahre 529 das erste nach festen Regeln organisierte Kloster Italiens, eine Kirche mit einem Refugium für die kleine Mönchsgemeinde. Benedikt von Nursia war um 480 als Sohn eines wohlhabenden Grundbesitzers in der Provinz Perugia geboren worden. Er war ein stiller, die Öffentlichkeit scheuender Mann und hatte sich nach kurzem Studium in Rom schon früh von der Welt zurückgezogen, um so »Gott näher zu sein«. Benedikt lebte lange Zeit in einer Höhle bei Subiaco nahe Rom. Hier sammelte er Schüler um sich, und hier entstand die Urform einer monastischen Gemeinschaft.

In den später berühmt gewordenen »Benediktischen Regeln« gab er seiner Mönchsgruppe feststehende, von großer Lebenskenntnis zeugende, bestechend klar formulierte Ordensregeln. 547 starb St. Benedilct etwa 65jährig auf dem Monte Cassino. Die von ihm begründete Abtei wurde zur Geburtsstätte des Mönchtums und über viele Jahrhunderte hinweg ein geistiges Zentrum des Abendlandes. Die Regeln der klösterlichen Gemeinschaft schrieben einen strengen Wechsel von Gebets-und Arbeitszeiten vor. Die Benediktiner wirkten als Missionare, Wissenschaftler und Erzieher, die den Geist des hohen Mittelalters weitgehend bestimmten.

Im Jahre 569 drangen die Langobarden in Italien ein. Ihrem Ansturm fiel auch Monte Cassino zum Opfer. Die Mönche entkamen nach Rom und retteten die Urschrift der »Benediktischen Regeln «. Erst 717 wurde das Kloster auf dem Monte Cassino von Papst Gregor II. wieder aufgebaut. Von diesem Augenblick an trat der Benediktiner-Orden aus seiner Weltabgeschiedenheit, gründete Erziehungsanstalten und Hospitäler. 778 besuchte Karl der Große das Kloster und erhob die Benediktiner zum maßgebenden Orden im Frankenreich. Der Abt von Monte Cassino wurde Erzkanzler des Reiches und dem Kaiser unterstellt.

883 plünderten die Sarazenen das Kloster und steckten es in Brand. Nach 20 Jahren stand das zerstörte Kloster wieder in voller Pracht, um 1030 - diesmal von den Normannen - erneut gebrandschatzt zu werden.

Dem geschätzten Abt Desiderius, dem späteren Papst Victor IIL, war es zu verdanken, daß Monte Cassino im 11. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte. Er gründete in der wieder aufgebauten Abtei eine Schule für Miniaturmalerei, die in ganz Europa berühmt war, und errichtete eine Klosterkirche, reich geschmückt mit Mosaiken und Fresken, die als architektonisches Wunder ihrer Zeit galt. Da die Benediktiner den weltlichen Genüssen nicht abgeneigt waren, unterstellte Papst Zölestin V. im Jahre 1294 die Abtei dem Zölestiner-Orden -wegen »fortdauernder Unordnung im Leben der Mönche«. Papst Bonifazius VIII. hob übrigens diese Anordnung wieder auf, und unter Papst Johannes XXII. wurde die Abtei um 1316 zum Bistum erklärt.

Am 9. September 1349 zerstörte ein gewaltiges Erdbeben das Kloster fast vollständig. Man begann sofort mit dem Wiederaufbau. Besonders Papst Urban V., der sich 1367 selbst zum Abt des Klosters ernannte, förderte die Bauarbeiten. Er bestimmte auch, daß alle BenediktinerAbteien eine Abgabe für den Wiederaufbau des Stammklosters leisten mußten.

So entstand ein mächtiger Gebäudekomplex in Trapezform mit einer Längsseite von 220 m. Als Stein wurde der gelbliche Travertin gewählt. Das vierstöckige, kompakte Bauwerk glich mit seinen Zinnen und den langen Reihen von Zellenfenstern, den fünf Innenhöfen und den düsteren Kreuzgängen einer gewaltigen Festung. Die von Papst Urban V. geschaffene Klosteranlage blieb in ihren Grundzügen bis zum 15. Februar 1944 erhalten.

Im Jahre 1504 wurde Monte Cassino mit 95 Abteien und 100 Klöstern zu einem Güterkomplex vereinigt. Seitdem trägt der Abt den Titel »Haupt aller Äbte des Benediktiner-Ordens, Kanzler und Großkaplan des Römischen Reiches, Fürst des Friedens«.

In der Renaissance wurde das Kloster eine beliebte Pilgerstätte und ein Zentrum der schönen Künste. »Im Jahre 1600 weilten täglich 100 und mehr Pilger in Monte Cassino, denen die Benediktiner ihren Regeln getreu, die Füße wuschen und die sie bei Tisch bedienten« - notieren die Chronisten. Auch Torquato Tasso, einer der größten italienischen Dichter, fand hier ein Refugium. Im Jahre 1625 erreichte die Besucherzahl eine für die damalige Zeit imposante Höhe von 80 000 Menschen. Ständig waren die Benediktiner bemüht, ihrer Abtei eine noch stärkere Anziehungskraft zu verleihen. So baute 1613 Orazio Torrianis aus Mendrisio eine prächtige Kuppel für die Klosterkirche; für die Sakristei schuf Simonetti, ein anderer Tessiner Meister aus Astano, reiche Stukkaturen.

Im 18. Jahrhundert arbeiteten mehrere Generationen der besten Künstler Italiens an der Gestaltung der prunkvollen Kirche, die zu einem Glanzstück des Barocks wurde.


md11

Im Mai 1799 plünderten die Franzosen unter General Olivier das Kloster. Nach Napoleon bekam es seinen früheren Status wieder zurück. Im Jahre 1868 verlor die Abtei aufgrund eines neuen Gesetzes des italienischen Königreiches - wie alle anderen Klöster Italiens - ihre Besitzungen. Die Abtei selbst wurde Staatseigentum und zum Monumento Nazionale erklärt; den Benediktiner-Padres stand nur das Nutzungsrecht zu.

Die Bibliothek der Abtei mit ihren 2 000 miniaturengeschmückten Kodizes, 40 000 Handschriften, 250 Inkunabeln - darunter Varros »De Lingua Latina«, die älteste erhaltene Grammatik - und ein großer Teil der Schriften des Tacitus, Cicero, Horaz, Ovid, Virgil, Seneca und vieler anderer zählt zu den wichtigsten der Welt.

Das auf halbem Wege zwischen Neapel und Rom gelegene Cassino, das bis 1871 den Namen St. Germano trug, ist eine typische Abruzzenstadt mit vier Kirchen, vier Hotels, einem Gefängnis und einem kleinen Bahnhof. Sie hat zusammen mit den angrenzenden kleinen Ortschaften etwa 22 000 Einwohner und eine bebaute Fläche von ca. 64 Hektar. Die Gebäude sind - wie fast überall in Italien - aus Massivstein.

Cassino ist bereits seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. unter dem Namen Casinum bekannt. Außer einer Villa von Marcus Antonius, den obligatorischen Aquädukten, Tempeln und dem großen Amphitheater befanden sich hier Thermalbäder der Römer, die bis zum Zweiten Weltkrieg benutzt wurden.

Im Tal wechseln fruchtbare Obstgärten mit Feldern, und an den dicht mit Eichen, Fichten und Akazien bewachsenen Hängen ziehen sich Olivenhaine und Weinberge hin. Der Rapido, der im nördlichsten Teil der Abruzzen entspringt, windet sich durch die Vororte Cassinos und trägt nach dem Zusammenfluß mit dem Cesa Martino den Namen Gari. Weiter im Süden vereinigt sich der Gari mit dem von Westen her strömenden Liri zum Garigliano. Die umliegenden Berge sind mit dornigem Gestrüpp bewachsen, das Wind und Sonne standhält.

Das Land eignet sich vorüglich zur Verteidigung: Kaum ist eine Bergoder Flußbarriere überwunden, versperrt schon die nächste den Weg. Die wenigen Ebenen wiederum sind zu klein, um Panzerkräfte entscheidend einzusetzen.

Für die Deutschen ist das im Abwehrkampf gegen die Alliierten das  ideale Gebiet. Sie beherrschen meisterhaft die taktischen Regeln des hinhaltenden Widerstandes: In einer aufzugebenden Stellung bleibt eine Kampfgruppe als Nachhut einige Stunden zurück. Eine andere Gruppe weicht frühzeitig aus und besetzt eine in der Nähe gelegene Auffangstellung. Eine dritte Gruppe wird als Vorposten für diese neue Stellung abkommandiert. So erhält der Rückzug Elastizität, Tiefe und Festigkeit. Dabei kann sich eine Gruppe mit einem einzigen MG in einer günstig gelegenen Stellung oft stundenlang halten und verschafft dadurch wichtigen Zeitgewinn.

Auf Anraten von Generalfeldmarschall Kesselring, dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Südwest, ändert Hitler seine Strategie in Italien: Bisher hat er - dem Vorschlag von Generalfeldmarschall Rommel folgend - die Streitkräfte hinter Rom zurückziehen und erst in Norditalien eine feste Frontlinie bilden wollen. Nun erteilt er Befehl, schon im südlichsten Teil der Halbinsel stärksten Widerstand zu leisten.

md11

So wird der Entschluß, Cassino zu verteidigen, bereits gefaßt, als die 5. US-Armee (Lt. Gen. Clark) noch fast 100 km davon entfernt ist. Die »Taille« Italiens, jene schmalste Stelle der Halbinsel zwischen dem Golf von Gaeta im Westen und der Mündung des Sangro im Osten, bietet den günstigsten Abschnitt für Abwehrkämpfe. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, genügend Zeit für den geplanten Ausbau der Verteidigungsstellungen zu gewinnen. Das heißt: Hier wird die hinhaltende Kampfführung aufgegeben und zur Verteidigung übergegangen.

Man beschließt, in Abständen von 12 - 18 km quer durch die Halbinsel drei parallel liegende Stellungen zu bauen: Die »Bernhard-Stellung«, von den Alliierten auch »Winterstellung« genannt, verläuft von der Garigliano-Mündung im Westen über die Abruzzen den Sangro entlang bis zur adriatischen Küste. Diese nur feldmäßig ausgebaute Linie wird eine Art vorgeschobene Stellung, die deutsche, aus dem Süden Italiens zurückströmende Truppen beziehen sollen. Dahinter wird inAnlehnung an die Flußläufe des Rapido, des Gari und des Garigliano die nächste Stellung, die »Gustav-Linie«, ausgebaut. Diese Stellung, gebildet durch feste, zum Teil betonierte Stützpunkte in der Talsohle hinter den Flußläufen und auf den Gratstellungen im Hochgebirge, eignet sich bestens zur Verteidigung. Dank der Beschaffenheit des Geländes ist der mehrere Kilometer tiefe Sperrgürtel enorm stark. In dieser Verteidigungsstellung liegt auch das unbesetzte Kloster Monte Cassino.

Die Einwohner der Stadt Cassino werden evakuiert und zahlreiche Häuser durch den Bau von befestigten Unterständen oder Bunkern weiter verstärkt. In einigen größeren Gebäuden, die über ein gutes Schußfeld verfügen, bringt man Panzer unter. Im nördlichen Stadtteil wird über den Rapido ein Staudamm gelegt, so daß man das Liri-Tal bei starken Regenfällen in ein Überschwemmungsgebiet verwandeln kann. Ein bedeutender Faktor in der Verteidigung des Cassino-Abschnittes ist die hervorragende Einsicht in das Gelände, so daß Truppen und Material optimal eingesetzt werden können.

Die dritte und letzte Befestigungslinie zwischen Cassino und Rom ist die »Hitler-Linie«, auch »Senger-Riegel« nach Generalleutnant von Senger und Etterlin genannt. Dieser Sperriegel soll im Falle eines Durchbruchs eine Verbindung von Terracina zum Nordflügel der »GustavLinie« bilden und als Auffangstellung dienen. Der »Senger-Riegel« ist mit betonierten Unterständen und 10 m breiten Panzerhindernissen bestückt.

Durch die Schwierigkeit des Geländes sind die starken alliierten Panzerkräfte fast ausschließlich an Straßen gebunden, was der deutschen Panzerabwehr sehr zustatten kommt. Die Natur bewirkt letztlich auch, daß die Initiative auf diesem Kriegsschauplatz stets bei dem Verteidiger liegen wird. Für den nahenden Winter erwartet er, daß die Natur ihm noch mehr zu Hilfe kommt: durch Schlamm in der Ebene und starke Schneefälle in den Bergen.

Die Deutschen hatten genügend Zeit, die Verteidigung von Cassino vorzubereiten, und sie haben sie gut genutzt: Vier blutige Offensiven und sechs Monate werden nötig sein, um den Riegel von  12 km Tiefe bei Cassino zu durchbrechen und ein Stück des Weges nach Rom freizukämpfen.

md11

#3
Paar Auszüge aus der erste Schlacht um Monte Cassino

Alle Angriffe bei Nettuno und Cassino zurückgewiesen
31. Januar 1944. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
... In Süditalien trat der Feind aus dem Landekopf von Nettuno heraus mit starken Infanterie- und Panzerkräften zum Angriff nach Norden und Nordosten an. Gleichzeitig steigerte er an der Südfront seine Angriffe, besonders im Raume Minturno - Cassino, zu großer Heftigkeit. Die Erfolge dieser Gewaltanstrengung des Feindes waren gering, um so größer aber seine Verluste. Mehrere Einbrüche in unser Hauptkampffeld wurden durch entschlossene Gegenangriffe beseitigt. An anderen Stellen wird noch gekämpft. Über 900 Gefangene blieben in der Hand unserer Truppen ...

Franzosen durchbrechen die »Gustav-Linie« Dienstag, 1. Februar 1944. Aus dem Hauptquartier von General Wilson:
Nördlich von Cassino haben französische Truppen in schwierigem Berggelände auf 1200 Meter breiter Front einen Einbruch in die Gustav-Linie erzielt, nachdem zuvor die kürzlich eroberten beiden Hügelstellungen westlich des Monte Belvedere zu Stützpunkten ausgebaut worden sind. Die Gustav-Linie und die seit langem umkämpfte Ortschaft Cassino liegen vom Rücken her unter alliiertem Artilleriefeuer. Ein Höhenzug wird noch von den Deutschen gehalten.

Erbitterte Kämpfe in Cassino
4. Februar 1944. Aus dem alliierten Hauptquartier:
Die in die Vororte von Cassino eingedrungenen US-Infanterieeinheiten kämpfen sich, unterstützt von schweren Panzern, allmählich in das Zentrum der Stadt vor; ihr Einbruch erfolgte an drei verschiedenen Stellen. Um jedes einzelne Haus wird gekämpft; manche Gebäude sind festungsartig ausgebaut. Auch zu beiden Seiten der Stadt kommen unsere Truppen wegen heftigen Widerstandes nur langsam voran. Es ist anzunehmen, daß alle verfügbaren deutschen Reserven zur Verteidigung von Cassino eingesetzt worden sind.

200 Meter vor dem Kloster Monte Cassino
Montag, 7. Februar 1944. Aus dem alliierten Hauptquartier:
Die schweren Kämpfe bei Cassino gehen weiter. Die deutschen Truppen halten zwar nach wie vor den größeren Teil der Stadt und sind allem Anschein nach reichlich mit Nachschub versehen. Die westlich und nordwestlich von Cassino vordringenden US-Truppen haben drei weitere Höhen im Sturm genommen. Andere US-Einheiten haben westlich der Stadt die Nordseite des Monte Cassino, auf dem das Benediktiner-Kloster liegt, zum größten Teil besetzt und sind bis in die unmittelbare Nähe des Klosters vorgedrungen. Ihre vorderste Linie befindet sich 200 Meter unterhalb des Gipfels, der von den Deutschen zäh verteidigt wird. In den westlichen Stadtteilen von Cassino sowie in der unmittelbaren östlichen und südlichen Umgebung wird weitergekämpft.

Enttäuschung in London
7. Februar 1944, London. Die Agentur Reuter meldet:
In London macht kaum noch jemand ein Hehl aus der Enttäuschung darüber, daß von dem Brückenkopf bei Nettuno aus ein Durchbruch bis zu einer der rückwärtigen Verbindungslinien der deutschen Cassino-Front nicht gelungen ist. Die militärischen Sachverständigen sprechen von einer verpaßten Gelegenheit und meinen damit die Passivität der Landungstruppen während der ersten Tage. General Martin bemerkt heute sarkastisch, Nettuno bleibe ein Rätsel: »Wir kamen, sahen und ließen uns in einem Seebad nieder.«

Deutsches Störfeuer auf den Brückenkopf bei Nettuno Dienstag, 8. Februar 1944. Aus dem alliierten Hauptquartier:
Der alliierte Brückenkopf südlich von Rom wird trotz wiederholter deutscher Störversuche weiter ausgebaut. Der Gegner versucht zwar, die Hafenanlagen von Anzio sowie die alliierten Stellungen weiter landeinwärts mit schweren Granaten zu belegen. Das Feuer kommt von einem oder mehreren Eisenbahngeschützen großen Kalibers, die weit hinter den deutschen Linien stehen und bis jetzt von den alliierten Aufklärern nicht lokalisiert werden konnten. In Cassino gehen die blutigen Kämpfe in den Randbezirken der Stadt weiter.

Karte-Die erste Schlacht um Monte Cassino 17.1.-11.2.1944

Quelle-Die Schlacht von Monte Cassino (J.Piekalkiewicz)
Quelle-Der Zweite Weltkrieg (1979)

md11

#4
Am 24. Januar 1944, um 22.00 Uhr, greift an der Cassino-Front zur 24. Januar 1944: die   Fesselung der eingesetzten Kräfte die algerische 3. Infanteriedivision
(Maj.Gen. de Goislard de Monsabert) des französischen Expeditionskorps an. Ihre ersten Ziele sind der Colle Belvedere, der Colle Abate und das über 900 m hoch liegende Tarelle am Nordrand des Monte Cairo. Sie soll im Bergelände nördlich Monte Cassino einen umfassenden Vorstoß in den Rücken der deutschen Cassino-Front durchführen. Während die 34. US-Division im versumpften Rapido-Tal kämpft, greift das französische Korps einige Kilometer weiter nördlich die Deutschen von der Flanke her an.

Das II. Bataillon der tunesischen Tirailleurs versucht den die ganze Umgebung beherrschenden Monte Cifalco zu erstürmen. Der Versuch scheitert jedoch am energischen Widerstand der deutschen 5. Gebirgsjägerdivision. Die anderen Bataillone des tunesischen Schützenregiments 4 überqueren, nachdem sie Stacheldrahtverhaue und Minenfelder überwunden haben, den Rapido. Sie erklimmen die steilen Hänge des Colle Belvedere, die von Grenadieren der 44. Infanteriedivision der »Hoch- und Deutschmeister« gehalten werden. Die Tunesier geraten dabei in das schwere Feuer der von den Beobachtern am Monte Cifalco geleiteten deutschen Artillerie.

Die französischen Truppen erzielen zwar beachtliche Anfangserfolge, können jedoch von der 90. Panzergrenadierdivision (Oberst Baade) und von Teilen der hier eingesetzten 71. Infanteriedivision (Gen.Maj. Raapke) aufgehalten werden. Auch weitere Versuche der 34. US-Division, Monte Cassino zu erobern, schlagen fehl.

In der Nacht zum 25. Januar 1944 wagt es die 34. US-Division (Maj.Gen. Ryder) erneut, den Rapido zu überqueren. Unter starker Artilleriefeuerunterstützung gelingt es dem Infanterieregiment 133, in der Nähe der alten italienischen Kaserne drei seiner Bataillone über den Fluß zu setzen. Nachdem jedoch das deutsche Grenadierregiment 134 zum Gegenangriff übergeht, müssen sich die Amerikaner, da ihnen die Panzer noch nicht zu Hilfe kommen, über den Rapido zurückziehen. Die Frontbreite im Cassino-Abschnitt ist für den Panzereinsatz viel zu gering, und das massierte deutsche Artilleriefeuer dezimiert oft schon die Panzer in den Bereitstellungsräumen.

In den Morgenstunden des 25. Januar 1944 befiehlt Lieutenant General Clark dem II. US-Korps, diesmal mit der 34. US-Infanteriedivision, die Stadt Cassino von Norden her zu stürmen. Sie soll das 3 km breite sumpfige Gelände durchqueren, das durch eine Sprengung am Oberlauf des Rapido entstanden ist, danach die eiskalte Furt des Flusses durchwaten und den Berg Monte Cassino frontal angreifen. Den ersten Vorstoß führt das US-Regiment 133, das zwei Felsvorsprünge und die italienische Kaserne am Fuße des Berges erobern soll. Danach hat man das US-Regiment 168 dafür vorgesehen, den Monte Castellone, den Colle Sant'Angelo und das Gut Albaneta einzunehmen. Das US-Regiment 135 bekommt den Befehl, entlang der Straße parallel zum Rapido und den Bergen, die 2,5 km entfernt liegende Stadt Cassino zu besetzen. Die drei Regimenter stehen jetzt vor einer schweren Aufgabe, da jenseits des Flusses die »Gustav-Linie« beginnt und sich fast senkrecht eine hohe Bergwand erhebt. Gleich nach Angriffsbeginn passiert das erste Debakel: Die Panzer bleiben in dem schlammigen Boden stecken, und das US-Regiment 135 gerät bereits nach 200 m in ein Minenfeld. Die anderen Einheiten erreichen zwar den Rapido, werden aber durch schweres Infanteriefeuer aus der alten italienischen Kaserne aufgehalten.

Am Nachmittag des 25. Januar 1944 schaffen es die Tirailleurs vom tunesischen Schützenregiment 4, auf dem Colle Belvedere die Trikolore zu hissen.
An diesem Tag übernimmt die 14. Armee (GenOberst v. Mackensen) die Abriegelung des Landekopfes Anzio - Nettuno, nachdem es auf deutscher Seite ab 22. Januar nicht gelang, das alliierte Schwächemoment durch einen überraschenden Gegenstoß auszunutzen.


magic11

#5
@md11

Sehr interessante und ausführliche Informationen über Monte Cassino auch für mich persönlich, da mein Vater dort im Einsatz war.

Ich war aus diesem Grund im Oktober 2006 mit meinen Söhnen und einem Enkel mehrere Tage in Cassino und Umgebung und stelle einige Bilder ein, wie es heute dort aussieht :

Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten. (Oscar Wilde)

magic11

#6
Nachtrag :

Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten. (Oscar Wilde)

md11

Hallo Heinrich,
Danke Dir für die Bilder daß Du die hier im Thema zur Verfügung stellst,schöne Fotos!
Werde noch  über die zweite und dritte Schlacht hier was dazu reinschreiben.
Danke
Grüße
Josef

md11

Zweite Schlacht

Kampf um einzelne Zimmer
Sonnabend, 12. Februar 1944, im Hauptquartier von General Wilson. United Press berichtet:
Gestern morgen fegte ein heftiger Sturm über die ganze Front von Anzio. Es regnete in Strömen, und die Felder und Wiesen lagen entweder ganz unter Wasser oder waren schlammig und kaum passierbar. In Cassino haben die Amerikaner unter erheblichen Verlusten fünf Häuser erobert. Sie mußten dabei jedes einzelne Zimmer im Nahkampf dem Feind entreißen, und der Feind, der sich nur in allerletzter Minute zurückzog, hat sich in den anderen, noch nicht zusammengeschossenen Häusern verschanzt.


Entschluß der Alliierten, das Kloster Monte Cassino zu schonen
Sonntag, 13. Februar 1944. Aus dem alliierten Hauptquartier:
Mit der Wetterverbesserung, die ein verstärktes Eingreifen der alliierten Luftflotte in die Kampfhandlungen am Brückenkopf ermöglichte, ist auch eine Besserung der Lage eingetreten.
In Cassino gehen die Kämpfe gegen verstärkten deutschen Widerstand weiter. In der Stadt konnten unsere Spezialabteilungen einige Fortschritte machen, 3 km westlich von Cassino eroberten US-Truppen eine Höhe von 500 m. Auf dem Monte Cassino hat sich die Lage nicht verändert, hauptsächlich weil das alliierte Oberkommando auf Ersuchen des Vatikans beschlossen hat, das Kloster zu verschonen, obwohl es von den Deutschen zu einer Festung ausgebaut worden ist.

Abtei Monte Cassino - eine deutsche Festung
13. Februar 1944, Neapel. United Press berichtet:
Nachdem es erst hieß, die Benediktiner-Abtei auf dem Monte Cassino, die von den Deutschen befestigt worden ist, solle auf Ersuchen des Vatikans verschont bleiben, wird jetzt von offizieller Seite erklärt, daß die 5. Armee sich vielleicht außerstande sehen könnte, »diesem Problem weiterhin aus dem Wege zu gehen«. Tatsächlich liegen die amerikanischen Truppen in den Tälern und auf den Bergen vor Cassino seit fast einem Monat unter dem Granatfeuer deutscher Batterien, das von dem in der Abtei eingerichteten Beobachtungsposten geleitet wird. Die bisherige Weigerung des alliierten Oberkommandos, das Kloster, das zu den ältesten und berühmtesten Europas gehört, mit Artilleriefeuer zu belegen, hat zweifellos alle amerikanischen Bemühungen um die Eroberung Cassinos, des stärksten und wichtigsten Pfeilers der deutschen Front in Italien, vereitelt. Jetzt dürfte General Clark es ablehnen, weitere Menschenleben zwecks Erhaltung des Klosters zu opfern.
Die Deutschen brachten zuerst einen Artillerie-Beobachtungsposten im Kloster unter, später auch Geschütze. Die amerikanischen Soldaten auf dem Monte Cassino hatten sich wiederholt beschwert, daß sie direkt aus dem Kloster mit Artillerie und Maschinengewehren beschossen würden, was man jetzt auch offiziell bestätigt.
Der 600 m hohe Monte Cassino, auf dessen Gipfel das Kloster liegt, beherrscht die gesamte Front im Raume von Cassino und hat als militärisches Objekt weitaus größere Bedeutung als die Stadt Cassino selbst,um jetzt seit zwölf Tagen erbittert gekämpft wird.Der Kampf,der heute im Raume von Cassino ausgefochten wird,geht letzten Endes um den Besitz dieses strategisch äußerst wichtigen Klosters.


Montag,14.Februar 1944.Aus dem Hauptquartier von General Alexander:
In der Stadt Cassino wurden gestern zum erstenmal Gefangene gemacht,die einem Fallschirmjäger-Bataillon angehören,das bisher der 8.Armee gegenüberstand.Auch andere Anzeichen sprechen dafür,daß Generalfeldmarschall Kesselring alle verfügbaren Reserven nach Cassino wirft. Das Zentrum des deutschen Widerstandes liegt auf und um den Monte Cairo mit der Benediktiner-Abtei. Die Generäle Alexander und Clark stehen vor der schwierigen Entscheidung, ob die Abtei, eine der berühmtesten Kulturbauten von unersetzlichem Wert ist, zerstört werden muß. Es wird darauf hingewiesen, daß nicht nur der militärische Gesichtspunkt zu wahren sei, sondern daß mit Rücksicht auf
den Heiligen Stuhl und die Reaktion in der Welt gehandelt werden müsse.

Phantastischer Materialeinsatz der Amerikaner
14. Februar 1944. Das DNB meldet:
Das Kampfbild auf dem italienischen Kriegsschauplatz wurde in den letzten 24 Stunden von der mit äußerster Heftigkeit anhaltenden Schlacht um Cassino bestimmt, der gegenüber die Kampftätigkeit an den übrigen Abschnitten und auch im Landekopf von Nettuno keinen nennenswerten Umfang hatte. Unterstützt von einem phantastischen Materialeinsatz, traten am Sonntag und heute morgen starke amerikanische Verbände zum Vorstoß gegen den Ort Cassino an.


Wiederholt deutsches Feuer aus der Abtei
Dienstag, 15. Februar 1944. Aus dem Hauptquartier von General Wilson:
In den Ruinen von Cassino wird mit Verbissenheit weiter gekämpft. Die US-Truppen stehen nach dem mit schweren Verlusten auf beiden Seiten erzwungenen Vorstoß 200 m vor einer Ruine, die durch Geschütze, sowie eingegrabene Panzer und Maschinengewehre heftig verteidigt wird.
Vom Benediktiner-Kloster auf dem Monte Cassino feuern die Deutschen nach wie vor auf die alliierten Truppen in der Umgebung von Cassino. Bis jetzt haben die Truppen von General Clark das Kloster nicht beschossen. Es scheint aber, daß der Befehl, das Gebäude zu schonen, zurückgezogen werden muß, denn die alliierte Artillerie hat am Montag Tausende von Flugblättern in den Klosterhof abgeschossen, in denen die italienischen Insassen aufgefordert werden, das Kloster zu verlassen.


Benediktiner-Kloster in Flammen
15. Februar 1944, Berlin. Das DNB meldet:
Wie man erfährt, steht die Benediktiner-Abtei Cassino seit dem amerikanischen Angriff am heutigen Vormittag in Flammen. Da sich zur Zeit des Bombardements im Kloster und in seiner weiteren Umgebung keine deutschen Truppen befanden, stand niemand zum Löschen zur Verfügung, so daß der ehrwürdige Bau nicht zu retten war. Angesichts der vollständigen Zerstörung der Abtei dürfte auch die wiederholte Erklärung der deutschen Führung, daß das Stammkloster des Benediktiner-Ordens aus dem Bereich der militärischen Maßnahmen ausgeschaltet werden soll, hinfällig geworden sein.

Gruß
Josef

md11

Bei Cassino alle Angriffe abgewehrt
18. Februar 1944. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
... Südlich Rom schreitet unser Angriff zur Einengung des Landekopfes von Nettuno in zähen Kämpfen vorwärts und wird dabei durch starke Artillerie- und Luftstreitkräfte gut unterstützt. In den Häfen von Anzio und Nettuno wurden starke Brände und Zerstörungen verursacht. Bei Cassino wehrten unsere tapferen Grenadiere alle feindlichen Angriffe ab und warfen an mehreren Stellen eingebrochene feindliche Kampfgruppen unter hohen Verlusten für den Gegner wieder zurück. Über dem italienischen Frontgebiet wurden am Donnerstag 18 feindliche Flugzeuge abgeschossen ...

Verbesserung der Lage bei Cassino
Sonnabend, 19. Februar 1944. Aus dem Hauptquartier von General Wilson:
Den ganzen Tag hindurch war an der Front von Cassino das Donnern der Artillerie zu hören. In den Hügeln westlich und nordwestlich von Cassino, wo sich zahlreiche gut getarnte deutsche Stellungen befinden, aus denen die alliierten Truppen seit Wochen beschossen werden, schlugen gestern viele Tausende von Granaten ein. Das Bombardement hatte schon in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag begonnen, wurde aber bei Tage mit unverminderter Stärke fortgesetzt. Inzwischen unternahm die alliierte Infanterie in einigen anderen Abschnitten der Front von Cassino lokale Vorstöße. Sie war ständig starkem deutschen Flankenfeuer ausgesetzt, doch gelang es ihr, die erzielten Geländegewinne zu halten, so daß bis zum Abend eine nicht unbeträchtliche Verbesserung der Gesamtlage festzustellen war.

Und so war es:
Der in diesem Jahr ungewöhnlich strenge Winter hindert beide Gegner an Operationen größeren Stils; oben in den Abruzzen schneit es ununterbrochen, in den Niederungen dagegen gießt es in Strömen, und der Regen dringt in die tiefliegenden Stellungen. Die Täler des Garigliano, Liri und des Rapido haben sich in Morast verwandelt. Die Front bleibt ruhig, nur die Artillerie schießt Tag und Nacht ihr Störfeuer. Im Schutz des immer wieder auftretenden dichten Nebels sind jedoch örtliche Überraschungsangriffe möglich.

Gefährlich ist die ständige Flankierungsgefahr durch das französische Expeditionskorps (General Juin), was die Deutschen zwingt, Verstärkungen von der Adriafront heranzuziehen.

Um der Gefahr einer Einkreisung zu entgehen, befiehlt Generalleutnant Baade seiner 90. Panzergrenadierdivision, am 12. Februar 1944 um 4.00 Uhr morgens einen Gegenangriff zur Wiedereroberung des Monte Castellone (Unternehmen »Michael«) zu starten. Währenddessen greifen die Amerikaner mit starken Reserven von Cairo aus an und setzen dabei zum erstenmal an diesem Frontabschnitt Phosphor-Handgranaten ein, deren Wirkung verheerend ist: Die Getroffenen brennen wie Fackeln. Auch der unverzügliche Einsatz von zwei Bataillonen der nahe Cairo konzentrierten indischen 7. Brigade (Brigadier Lovett) ermöglicht es, die Deutschen zurückzuschlagen.

So kann der Gipfel des Monte Castellone von der 90. Panzergrenadierdivision lediglich vier Stunden gehalten werden. Das Panzergrenadierregiment 200 verliert in dem deckungslosen Gelände fast 150 Mann und muß das Unternehmen »Michael« einstellen.

An diesem Tage übernimmt Lieutenant General Freyberg mit seinem neuseeländischen II. Korps, das kurz zuvor aus der neuseeländischen 2. Division (Brig. Kippenberger) und der indischen 4. Division (Maj.Gen. Tuker) gebildet worden ist, den Cassino-Frontabschnitt. Freyberg, der im Ersten Weltkrieg besonderen Mut bewies, hat allerdings bis jetzt kaum mehr als eine Division befehligt. Und die Tatsache, daß er der neuseeländischen Regierung gegenüber für seine Soldaten direkt verantwortlich ist, belastet erheblich seine Entscheidungsfreiheit.

Die Absicht von Lieutenant General Clark war ursprünglich, nach der Einnahme des Monte Cassino durch die 34. US-Division (Maj.Gen. Ryder), die indische 4. Division zum Durchbruch nach Piedimonte einzusetzen. jetzt, nachdem der Angriff der Amerikaner abgeschlagen worden ist, soll Freyberg mit der indischen 4. Division den Monte Cassino erobern und mit der neuseeländischen 2. Division südlich der Stadt Cassino einen Brückenkopf bilden. Die Soldaten des neuseeländischen II. Korps bringen alle Voraussetzungen mit, die bevorstehende Schlacht um Monte Cassino zu ihren Gunsten zu entscheiden: Die Briten und Neuseeländer haben sich bei den Kämpfen in Nordafrika mehrfach bewährt. Die aus Nepal stammenden Gurkhas gehören zu den erfahrensten Bergkämpfern der britischen Armee, und die Inder sind kühne Einzelkämpfer.

Als die Reste der Bataillone der 34. US-Division von der indischen 4. Division abgelöst werden, sind 50 US-Soldaten, die als letzte ihre vorgeschobene Stellung verlassen sollen, vor Kälte und Erschöpfung fast gelähmt. Sie müssen auf Bahren aus den Stellungen gebracht werden.

Einige von ihnen fallen dabei noch dem deutschen Artilleriefeuer zum Opfer. Den Abschnitt der 36. US-»Texas«-Division (Maj.Gen. Walker) übernimmt die neuseeländische 2. Division. Ein geplanter Angriff muß jedoch wegen anhaltenden Schneetreibens verschoben werden.

Freyberg ist der Meinung, daß die bisherigen Operationen der Amerikaner an der Cassino-Front vor allem deshalb scheiterten, weil die Deutschen aus der Abtei ihr Artilleriefeuer lenken konnten. Lieutenant General Iro C. Eaker, Oberbefehlshaber der alliierten Air Force im Mittelmeerraum, der selbst eine Aufklärung flog, berichtet dazu: »Ich habe einige Funkantennen gesehen und deutsche Soldaten, die im Kloster hin und her liefen. « Die US-Generäle Keyes und Ryder meinen dagegen, das deutsche Feuer sei nicht aus der Abtei, sondern von unterhalb der Klostermauern und dem umliegenden Gelände gekommen.

Anschließend bittet Lieutenant General Freyberg beim Oberkommando der 5. US-Armee um Luftunterstützung für den kommenden Tag und macht den geplanten Angriff der indischen 4. Division gegen Monte Cassino von der vorherigen Zerstörung des Benediktiner-Klosters abhängig. Lieutenant General Clark lehnt dies entsetzt ab, doch einigt man sich, es Freyberg zu überlassen, ob er die Hilfe der US-Bomber in Anspruch nehmen will.

Am Nachmittag entscheidet General Alexander: »Wenn General Freyberg es für erforderlich hält, ist die Abtei zu bombardieren. Er bedauere zwar, daß dieses Bauwerk der Zerstörung anheimfallen müsse, doch verlasse er sich auf Freybergs Urteilsvermögen.«

Die für diesen Einsatz in Frage kommenden schweren amerikanischen Bomber befinden sich zwar in Foggia, sind aber dem Headquarter von US-General Spaatz in London unterstellt. Daher müssen sich vermutlich oberste britische Kommandostellen einschalten, um die Bomberverbände der 15. Strategischen Luftflotte in Foggia für den Luftangriff auf Monte Cassino freizubekommen.
Tatsächlich gibt es zu diesem Zeitpunkt in der Abtei keinen einzigen deutschen Soldaten.

Quelle-Die Sclacht von Monte Cassino (J.Piekalkiewicz)

Gruß
Josef