Autor Thema: Kriegsende in Franken 1945!  (Gelesen 8837 mal)

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Kriegsende in Franken 1945!
« am: Mi, 03. Januar 2007, 23:12 »
ZEITTAFEL UND ÜBERSICHTEN

2. Januar   Großangriff von 514 Lancasters und 7 Mosquitos auf Nürnberg. Sie werfen 1825 Tonnen Sprengbomben und 479 Tonnen Brandbomben größtenteils auf die Nürnberger Altstadt.

5. Februar   OKW-Befehl betreffs Sippenhaftung bei Wehrmachtsangehörigen, die in Kriegsgefangenschaft Landesverrat begehen.

15. Februar   Der Reichsminister der Justiz erläßt die Verordnung über die Errichtung von Standgerichten in feindbedrohten Reichsverteidigungsbezirken.

20. Februar   Großangriff auf Nürnberg von 1264 US-Bombern mit 438 Begleitjägern um die Mittagszeit.

21. Februar   Großangriff von 1205 US-Bombern auf Nürnberg mit 566 Begleitjägern um die Mittagszeit.
10. März   Der OB West GFM von Rundstedt wird abgesetzt; sein Nachfolger wird der bisherige OB-Südwest in Italien GFM Kesselring.

16. März   293 britische Bomber fliegen den letzten großen Nachtangriff auf Nürnberg. 24 Lancasters werden durch deutsche Nachtjäger abgeschossen.

16. März   236 britische Bomber zerstören in nur 17 Minuten die Würzburger Innenstadt.

19. März   Hitler erläßt den Befehl zur Ergreifung von „Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet", auch „Verbrannte-Erde-Befehl" oder „Nero-Befehl" genannt, der die Zerstörung sämtlicher Industrie-, Verkehrs- und Versorgungsanlagen vor dem Rückzug deutscher Truppen anordnet. Ausführungsbestimmungen des OKW vom 30. März und 4. April schwächen den Inhalt des Befehls ab.

22./23. März   In der Nacht überqueren 6 Bataillone der 5. US-Inf.Div. von General Pattons 3. Armee in Sturmbooten fast ungestört den Rhein bei Oppenheim und errichten auf rechtsrheinischem Gebiet einen starken Brükkenkopf. Schon am 23. April rollen Panzer über eine Pontonbrücke.

26.-27. März "Kommandounternehmen Hammelburg": Ein amerikanischer Kampfverband mit 294 Mann, 53 Panzern und Fahrzeugen der 4. US-Pz.Div. soll von Aschaffenburg aus das etwa 80 km hinter den deutschen Linien liegende Gefangenenlager Hammelburg erreichen. Damit wird Franken Kriegsschauplatz.

27. März   Übernahme des Frontabschnitts Hanau - Aschaffenburg - Miltenberg durch das LXXXII. A.K. unter Gen.d.Inf. Walter Hahm.

28, März   Das 157. Regiment der 45. US-Inf.Div. beginnt den Angriff auf Aschaffenburg, das vom Kampfkommandanten Major Emil Lamberth zäh verteidigt wird. Hinrichtung durch Erhängen des von einem Standgericht wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilten Leutnants Friedel Heymann.

30. März   (Karfreitag) Das Aschaffenburger Schloß brennt aus. Einnahme von Klingenberg und Miltenberg durch die Amerikaner.

31. März   US-Bomber werfen am Vormittag Brand- und Sprengbomben auf Rothenburg und zerstören einen Teil der Altstadt.

1. April   1. und 9. US-Army schließen die Heeresgruppe B unter GFM Model mit 21 Divisionen, d.h. etwa 325.000 Mann, im „Ruhrkessel" ein.

2. April   Proklamation des „Werwolfs".

3. April   RF-SS und OBdE Heinrich Himmler erläßt den „Flaggenbefehl", nach dem alle männlichen Bewohner eines Hauses, an dem die weiße Flagge gezeigt wird, ohne vorhergehende Verhandlung zu erschießen sind.
Auch das Öffnen von bereits geschlossenen Panzersperren, das Nichtantreten zum Volkssturm o. ä. werden mit „härtesten Maßnahmen" bedroht.

3. April   Kapitulation der „Festung Aschaffenburg" nach schweren Kämpfen um und in der Stadt.

4./5. April   Oberst Wolf verteidigt Würzburg gegen die Inf.Rgter. 222 und 232 der 42. US-Inf.Div.

5. April   Großangriff amerikanischer Bomber auf Nürnberg, besonders auf Haupt- und Rangierbahnhof.

6. April   Die Kampfgruppe A der 12. US-Pz.Div. erreicht Schweinfurt.

7. April   Nürnberg wird zum rückwärtigen Frontgebiet erklärt. Frauen, Kinder und ältere Personen werden aufgefordert, die Stadt zu verlassen.

6.-8. April   Das von ortsfester Flak und Resten der Ersatztruppenteile verteidigte Schweinfurt wird von der Artillerie der 42. US-Inf.Div. heftig beschossen.

8. April   Das Gen.Kdo. LXXXII. A.K. zieht, entgegen dem Führerbefehl, die Stadt „bis zum letzten" zu verteidigen, seine Truppen aus Schweinfurt ab.

9. April   Gen.d.Inf. Lasch kapituliert nach tapferer Verteidigung von Königsberg in Ostpreußen. Er wird auf Hitlers Veranlassung in Abwesenheit zum Tode verurteilt, gegen seine Familie wird Sippenhaft verhängt.

9. April   Durch den Vorstoß des XV. US-Corps nördlich des Mains in den fast truppenleeren Raum zwischen der 1. und 7. Armee werden die deutschen Armeen praktisch in eine Nord- und eine Südgruppe geteilt. Das LXXXII. A.K., das die Verbindung zur 7. Armee verloren hat, wird der 1. Armee unterstellt und soll deren offene Nordflanke decken.

10. April   Neben Artilleriebeschuß erleidet Schweinfurt mehrere Bombenangriffe, die schwere Zerstörungen in der Stadt und an ihren Industrieanlagen anrichten.

10. April   GFM Kesselring, der OB-West, verlegt sein Hauptquartier in den Süden des praktisch schon zweigeteilten Deutschland.

11. April   Letzter Bombenangriff auf Nürnberg. 129 Halifax-Bomber zerstören bei diesem einzigen Tagesangriff der Royal Air Force den Nürnberger Rangierbahnhof.

11. April   Schweinfurt kapituliert.

12. April   OKW-Befehl fordert die Verteidigung aller deutschen Städte
„bis zum äußersten".
« Letzte Änderung: Fr, 02. Juli 2010, 19:16 von Ulla »

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #1 am: Mi, 03. Januar 2007, 23:33 »
12. April   Die Kampfgruppe A (Combat Command A) der 11. US-Pz.Div. nimmt Kronach ein.

13. April   Die gleiche Kampfgruppe nimmt Kulmbach ein.

13. April   Hollfeld und Bayreuth werden von Einheiten der 106.
Cavalry-Group eingenommen. Der Gauleiter des Gaues Bayreuth Fritz Wächtler hat sich am 12. April mit seinem Gaustab in die „Ausweichhauptstadt"

17. April   Die Straßenkämpfe in der Nürnberger Vorstadt beginnen nach heftigem Artilleriebeschuß.

17. April   Burgfarrnbach wird von Einheiten der 42. US-Inf.Div.
eingenommen. 17.-19. April   In Spalt halten sich der OB-West, GPM Kesselring, und der Kommandeur der 1. Armee, Gen.d.Inf. Pörtsch, mit ihren Stäben auf.

18. April   Ansbach wird fast kampflos von einer Kampfgruppe der 12. USPz.Div. besetzt, nachdem das XIII. SS-A.K. seine Truppen abgezogen hatte. Kurz vor der Besetzung war der Student Robert Limpert von einem Standgericht zum Tode verurteilt und gehenkt worden.

18. April   Der bis spätestens 23.30 Uhr von der Armee geplante Ausbruch der Nürnberger Verteidiger nach Süden wird vom OB-West auf Führerbefehl hin verboten. Da die Amerikaner tiefe Einbrüche in das Stadtgebiet erzielt haben, befiehlt der Kampfkommandant das Zurückgehen auf die innere Verteidigungslinie, d. h. auf die Stadtmauer.

19. April   Die Verteidiger ziehen aus Fürth ab; die Stadt wird vom Oberbürgermeister Häupler an die Amerikaner übergeben.

19. April   Der äußere Ring um Nürnberg wird von der 14. und 12. US-Pz.Div. im Raum Schwabach geschlossen.
In Nürnberg wird die Altstadt an der Stadtmauer verteidigt.

19. April   Amerikanische Einheiten besetzen das von deutschen Truppen geräumte Schwabach kampflos. Ein Dachdeckermeister hatte eine weiße Fahne auf dem Kirchturm gehißt, die Bevölkerung hatte die Panzersperren in der Stadt abgebaut.

20. April   Der Widerstand in der Nürnberger Altstadt bricht zusammen. Am Abend veranstaltet die 3. US-Inf.Div. eine erste Siegesfeier auf dem Hauptmarkt.
Gegen 23 Uhr erlischt der letzte Widerstand am Polizeipräsidium. 20. April   Roth wird ohne Kampf von amerikanischen Truppen besetzt. Der Kampfkommandant Oberst Steindorf hat eine Verteidigung der Stadt vermieden.

20. April    Offiziere des Stabes der Panzerkampfgruppe XIII und der Kampfgruppe Dirnagcl feiern in Spalt mit der örtlichen Parteiprominenz Hitlers 56. Geburtstag

22. April   Spalt wird kampflos von amerikanischen Truppen besetzt. In der Umgegend kommt es zu einzelnen Rückzugsgefechten, bei denen 11 Männer der 17. SS-Pz.Gren.Div. „Götz von Berlingen" und 12 SSMänner der Kampfgruppe Dirnagel ums Leben kommen.

23. April   Weißenburg wird von deutschen Truppen geräumt und an die Amerikaner übergeben. Beschuß durch deutsche Artillerie richtet Schäden in der Stadt an.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #2 am: Mi, 03. Januar 2007, 23:36 »
Die zweite sicher nachweisbare Einheit ist das Jagdgeschwader 104,das auf den Flugplätzen in und um Nürnberg-Fürth stationiert war. Das Jagdgeschwader konnte wegen Treibstoffmangels nicht mehr eingesetzt werden. Es bestand zum großen Teil aus jungen kriegsfreiwilligen Reserveoffiziersbewerbern, die weder über eine infanteristische Ausbildung noch über Erfahrung im Erdkampf verfügten. Ein Gefechtsstand des Jagdgeschwaders 104 ist durch mehrere Zeugenaussagen belegt, und zwar im Logenhaus an der Hallerwiese. Zuerst wollte der Führer dieser Einheit seine Befehlsstätte im Luftschutzkeller des Pfarrhauses in der Lindengasse 32 (jetzt: Am Johannisfriedhof 32), in einem alten Stollen des früheren Schießhauses, einrichten. Damit waren allerdings die etwa 200 Anwohner, die in dem Keller Schutz fanden, nicht einverstanden und protestierten bei der Ortsgruppe der Partei, und zwar mit Erfolg. Die Fliegerinfanteristen richteten ihre Befehlsstelle dann im Logenhaus an der Hallerwiese ein und bildeten das Rückgrat der Verteidigung in Johannis.

Ein Zug lag in der Rollnerstraße an der Ringbahnlinie unter der Führung eines Leutnants.'" Ihre Bewaffnung bestand aus ausgebauten Bordkanonen und Bordmaschinengewehren. Sie kannten den Krieg noch nicht; daher war ihre Einsatzbereitschaft und ihre Kampfmoral sehr gut. Da sie aber weder an andauernden Artillerie- oder Granatwerferbeschuß gewöhnt noch mit Panzerbekämpfung vertraut waren und Nachrichtengerät ihnen völlig fehlte, war ihr Einsatz nur eingeschränkt wirksam. Die zugeteilten infanteristischen Berater hatten sich meist vor Kampfbeginn abgesetzt.

Außerordentlich präzise Angaben über die bei der Stadtverteidigung eingesetzten deutschen Verbände erfahren wir aus den Aussagen von Gefangenen, die von der US-Army aufgenommen wurden. So berichtet der ist Lt. der Nachrichtenkompanie (intelligence officer) Heinz Levy vom 15. Infanterieregiment der 3. Infanteriedivision, daß sein Regiment im Nordabschnitt Nürnbergs am 19. April neun Offiziere und 192 Unteroffiziere sowie Mannschaften gefangengenommen habe, von denen der größte Teil dem Jagdgeschwader 104, der Kampfgruppe Rienow - hier als Battle Group Reno bezeichnet - und den um und in Nürnberg stationierten Flakbatterien angehörte. Das Jagdgeschwader 104 sei für den Erdeinsatz in drei Kompanien zu je 150 Mann eingeteilt worden. Die gefangenen zwei Offiziere, 93 Unteroffiziere und Mannschaften gehörten der 1. Kompanie unter dem Hauptmann Gaede an. Am 20. April wurden von der gleichen Einheit ein Hauptmann und weitere Angehörige des Jagdgeschwaders 104 gefangen. Der Hauptmann gab an, daß etwa 500 Männer seines Geschwaders beim Einsatz beteiligt waren.

Zu den Nürnberg verteidigenden Einheiten gehörte auch die Kampfgruppe Rienow. Sie bestand aus Angehörigen der Jagdgeschwader 101 und 106 und war in Roth zusammengestellt worden; ihr Kommandeur war Major Rienow. Der in Nürnberg eingesetzte Teil dieser Kampfgruppe wird als Bataillon mit 10., 11. und 12. Kompanie bezeichnet. Die Stärke einer Kompanie betrug 120 bis 150 Mann. Chef der 12. Kompanie war Oberleutnant Kastner. Das Bataillon war mit Gewehren, Maschinenpistolen und 15 Maschinengewehren, die aus Flugzeugen ausgebaut worden waren, ausgerüstet. Die Amerikaner stellten fest, daß Mitglieder dieser Einheit, die früher zum Jagdgeschwader 106 gehörten, „unusually stubborn" gekämpft hätten und „even the enlisted men were much more secunty conscious than the average German has been in recent weeks. Die 10. Kompanie verteidigte Lohe. Dort gerieten vier Offiziere und 61 Mann am 17. April gegen 15.00 Uhr in Gefangenschaft. Insgesamt umfaßte die Kampfgruppe etwa 500 Mann.

3.generation

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #3 am: Do, 04. Januar 2007, 10:55 »
Morgen Josef,

ich bin so Frei und hänge Deinem hervoragenden Ausführungen ein paar Bilder über Nürnberg an.

1. Nürnberg vor den Bombadierungen
2. Liebfrauenkirche nach den Bombadierungen
3. Heilig Geist Spital, danach
4. Albrecht Dürer Haus, danach
5. Sankt Lorenz Kirche, danach
« Letzte Änderung: Mo, 21. Juni 2010, 21:22 von six.darkness »

3.generation

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #4 am: Do, 04. Januar 2007, 10:57 »
6. das Wahrzeichen, danach
7. Das Wahrzeichen aus einer anderen Perspektive
8. Ein Strassenblick auf Nürnberg

Hier noch eine Karte zum Angriffsweg der Alliierten im April 1945:

http://www.dean.usma.edu/history/web03/atlases/ww2%20europe/ww2%20europe%20pages/ww2%20europe%20map%2081.htm

Grüße
Manuel
« Letzte Änderung: Mo, 21. Juni 2010, 21:23 von six.darkness »

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« Antwort #5 am: Do, 04. Januar 2007, 19:13 »
Von mehreren Zeitzeugen werden auch Fallschirmjäger als Verteidiger Nürnbergs genannt.Gelegentlich taucht die Bezeichnung „Fallschirmjägerregiment Hermann Göring" auf."' Dies kann nicht zutreffen, denn ein solches Regiment hat es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gegeben, sondern ein Fallschirmpanzerkorps Hermann Göring, dessen beide Divisionen an der Ostfront im Einsatz standen. Dagegen existierte tatsächlich ein Fallschirmjäger Ersatzbataillon, das in einem Barackenlager bei Buchenbühl stationiert war. Es könnte sich also bei den an der Verteidigung Nürnbergs beteiligten Fallschirmjägern um die letzten Angehörigen dieser Ersatzeinheit gehandelt haben. Es können nicht viele gewesen sein. Ein Angehöriger dieser Einheit, der mit den einsatzfähigen Männern etwa Mitte März im Rahmen der „LeuthenAktion" an die Westfront verlegt wurde, bestätigte, daß nur ein kleiner Rest der Männer in Buchenbühl zurückgeblieben war.

Allerdings liegt ein Armeebefehl vom 16. April vor, durch den elf Panzer V der II. Panzerabteilung „Hermann Göring" von Nürnberg nach Roth verbracht und der 17. SS-Panzergrenadierdivision für die Führung eines Gegenangriffs unterstellt werden sollten. 117 Wahrscheinlich handelte es sich um die Panzer, die von der MAN in buchstäblich letzter Minute fertiggestellt wurden. Es könnten sich also tatsächlich Angehörige des Fallschirmpanzerkorps m Nürnberg zur Abholung der Panzer befunden haben. Vielleicht blieben dann Männer dieses Fallschirmpanzerkorps, zur Stadtverteidigung m der Stadt. Sicherlich hat es sich aber nur um wenige Männer gehandelt.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #6 am: Do, 04. Januar 2007, 19:26 »
Eine rätselhafte Nachricht hat uns der G-2 Offizier der 45. Inf.Div. unter dem Datum vom 16. April überliefert: „The 766 Inf.Rgt., which is to become, or has already become, an organic regiment of the 719. Inf.Div. (Nurnberg defense) has been contacted for the past 48 hours. The regiment, originally 1000 men strong, has lost 300 men as PWs. Captured document shows the regiment's route of withdrawal to Nurnberg, where it is to take up defensive Position. "'98 Rätselhaft ist die Nachricht des Generalstabsoffiziers Feindaufklärung und Abwehr deswegen, weil die Division, in der es tatsächlich ein Gren.Rgt. 766 gab, als im „März 1945 in der Saarpfalz vernichtet" und für April „Verbleib unbekannt" gilt. Weder das für den Kampfabschnitt zuständige Generalkommando noch irgendeine andere Wehrmachtsdienststelle erwähnt diese „Geisterdivision". Auch in Nürnberg ist sie oder einer ihrer Verbände niemals aufgetaucht. Im Consolidated IPW Report der 45. Inf.Div. taucht am 16.04. in der nach deutschen Einheiten aufgeschlüsselten Liste das 766. Rgt. der 719. Inf.Div. mit 235 Gefangenen als die Einheit auf, die am meisten Angehörige durch Gefangennahme verloren hatte. Am 17.04. gingen wiederum 190 Mann des gleichen Regiments in Gefangenschaft. Vermutlich war das Regiment östlich an Nürnberg vorbeigezogen und von den schnell wiederum 190 Mann des gleichen Regiments in Gefangenschaft. Vermutlich war das Regiment östlich an Nürnberg vorbeigezogen und von den schnell
Vorrückenden Einheiten der 45.Inf.Div.überholt worden.Dabei gerieten große Teile des Regiments in Gefangenschaft.Zu den Verteidigern der Stadt kann die Einheit wohl kaum gezählt werden.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #7 am: Do, 04. Januar 2007, 20:28 »
Die einzige Kampftruppeneinheit, die dem Kampfkommandanten unterstand, waren Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision „Götz von Berlichingen". Diese Division war seit der Invasion in der Normandie im Juni 1944 in härteste Abwehrkämpfe verwickelt gewesen, in denen sie fast die Hälfte ihres Mannschaftsbestandes verloren hatte. Sie hatte die Hauptlast der Kämpfe im Saargebiet gegen die 3. US-Infanteriedivision und die 45. US-Infanteriedivision - die gleichen Divisionen, die ihr dann in Nürnberg gegenüberstanden - getragen, hatte dann den Westwall bei Zweibrücken verteidigt, sich zum Rhein zurückgekämpft und war bei der Verteidigung des Brückenkopfes bei Germersheim fast vollständig aufgerieben worden. Ihr Kommandeur, SS-Standartenführer Fritz Klingenberg, war am 23. März 1445 gefallen. Schon wenige Tage danach wurde die „Neugliederung" der Division durchgeführt, unter weitgehendem Wegfall aller nicht „lebensnotwendigen" Verbände, d. h. des Trosses, und unter weitgehender „Entmotorisierung"; den Meldern wurden Fahrräder zugeteilt. Obwohl etwa 5.000 Mann Ersatz zugeführt wurden, konnten die Regimenter jeweils nur mit einem bzw. zwei Bataillonen aufgestellt werden. In der Heimat ihres Namenspatrons, im Hohenloher Land, wurde der Division vom Kommandeur des XIII. Armeekorps bestätigt, daß sie „. . . in der Zeit vom 29.3. bis 14.4.45 an Neckar, jagst und Kocher standhaft und tapfer gekämpft. . ., die Hauptlast der Kämpfe getragen und wesentlichen Anteil an dem Abwehrerfolg des Korps hatte".

Am 13. April vermerkte das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht: „Von der 19. Armee wird die 17. SS-Division nach Nürnberg ... abgegeben. Leider sind die ersten Verlegungsbefehle nicht erhalten; der Befehl vom 14.4., 16.15 Uhr besagt, daß in Abänderung der bisherigen Befehle befohlen wird:

„1. Feind über Höllfeld [richtig: Hollfeld] mit Panzern in Bayreuth eingedrungen, mit Panzerspitzen in Behringersmühle (3 km nordwestlich Pottenstein).

2. SS-Pz.Gr.Rgt. 38 erreicht mit Einbruch der Dunkelheit, antretend über Ansbach, Nürnberg,
 G r ä f e n b e r g (25 km nordöstlich Nürnberg). Das Regiment sichert nach seinem Eintreffen die von Pegnitz, Pottenstein und Ebermannstadt heranführenden Straßen. Kommandeur voraus zu Gen.Kdo. LXXXII. A.K., Gefechtsstand Streitberg (16 km nordöstlich Forchheim).

3. Das Regiment wird für Befehls- und Meldeübermittlung dem Gen.Kdo. LXXXII. A.K. unterstellt.

4. Eintreffen ist zu melden.

Wenn wir auch die vorhergehenden Befehle nicht kennen, so ist doch sicher, daß sie infolge des fluchtartigen Rückzugs der erschöpften Divisionen des LXXXII. A.K. nicht mehr ausführbar waren. Doch auch der abgeänderte Befehl erwies sich als nicht durchführbar. Noch bevor sich ein einziger Mann des Regiments in Bewegung gesetzt hatte, mußte das Generalkommando seinen Gefechtsstand unter Beschuß amerikanischer Panzer in Streitberg am Nachmittag des 14. April räumen und nach Thuisbrunn verlegen. Am folgenden Tag erließ die 1. Armee einen weiteren Befehl folgenden Inhalts, der nun die gesamte Division betreffen sollte:

„17. SS-Panzergrenadierdivision erreicht im mot. Marsch den Raum Gräfenberg - Dornitz [richtig: Dormitz] - Heroldsberg - Simonshofen - Freiröttenbach. Div. wird mit ihrem Eintreffen LXXXII A.K. z.Zt. Gefechtsstand Thuisbrunn, später Kirchensittenbach unterstellt. Div. bereitet einen Angriff nach NO in Richtung Pegnitz oder nach NW in Richtung Forchheim vor. Einsatz nur mit Genehmigung der Armee. Es erübrigt sich fast festzustellen, daß auch dieser Befehl nicht auszuführen war. Am Abend des 15. April mußte das LXXXII. Armeekorps seinen Gefechtsstand in Kirchensittenbach aufgeben und nach Dietersberg verlegen. Die ersten Einheiten der 45. US-Infanteriedivision waren bereits kampflos in Lauf eingerückt. So waren alle Befehle von den Ereignissen überrollt worden. Die gesamte Verlegung der letzten Elitedivisionen war im Grunde sinnlos gewesen. Die Division wurde aufgesplittert, ihre Kampfkraft geschwächt.

Zwei Kompanien des Regiments 38 erreichten am 15. April als erste Einheiten Nürnberg und errichteten zusammen mit einem Zug der SS-Nachrichten-Ausbildungs- und Ersatz-Abteilung 1 aus der Nürnberger SS-Kaserne als Kampfgruppe unter dem Hauptsturmführer Wagner mit einigen Infanteriegeschützen bei Gräfenberg einen Sperriegel. Bereits wenig später hatten sie mit den Vorauseinheiten der 45. US-Infanteriedivision Feindberührung und wurden von den bei Heroldsberg nachgeführten Teilen des 2. Bataillons ihres Regiments durch die über Igensdorf nach Südosten vorstoßenden Amerikaner abgeschnitten. Diese Kampfgruppe, zu der im Laufe der nächsten Tage noch weitere versprengte Heeres- und RAD-Einheiten stießen, kämpfte sich nach Süden über Neuhaus, Hirschbach, Lauterhofen zurück und wurde später in Heideck dem neu aufgestellten Panzergrenadierregiment 38 eingegliedert. Diese Kampfgruppe schied also von vornherein für die Verteidigung Nürnbergs aus.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #8 am: Do, 04. Januar 2007, 20:32 »
In einem weiteren Befehl wurde dem Nürnberger Kampfkommandanten das eine der beiden Infanterieregimenter, über die die Division noch verfügte, das SS-Panzergrenadierregiment 38, unter seinem Kommandeur, dem SS-Obersturmbannführer Vinzenz Kaiser, unterstellt. Die Behauptung in der Divisionsgeschichte, daß ursprünglich das Regiment 37 für den Einsatz vorgesehen war, es aber noch in schwere Kämpfe am Kocher verwickelt gewesen sei, und daß es durch das Regiment 38, das sich bereits im Raum Crailsheim versammelt hatte, ersetzt worden sei, erscheint nicht zutreffend. Bei den Plänen zur Stadtverteidigung wurde bereits am 14. April das Regiment 38/Kaiser zur Besetzung einer Linie im Westen und Nordwesten der Stadt eingetragen, weil die Verteidigungspläne immer noch einen amerikanischen Angriff vom Westen her vorsahen.

Auch die Ausführung dieses Befehls scheint nur teilweise gelungen zu sein. Infolge von Transportschwierigkeiten gelangten nur Teile des 1. und 2. Bataillons dieses Regiments an ihren Bestimmungsort. Nach Aussagen von Gefangenen soll das Regiment auf dem Transport nach Nürnberg in Ansbach „reorganized" worden sein. Man kann wohl annehmen, daß damit eine Auffüllung der abgekämpften Einheiten durch Versprengte oder Luftwaffenangehörige gemeint ist. Ausdrücklich betont der vernehmende amerikanische Offizier, daß das Regiment nur mehr wenig mit dem zu tun habe, das der 3. US-Infanteriedivision vor einem Monat am Westwall gegenübergestanden habe. „Only a very small percentage of the men are left from the original 38 SS Armed Inf.Rgt., and most of the present men were stragglers pressed into this unit.`II
Im Verlauf des 15. April traf der größte Teil des 1. und 2. Bataillons des Regiments 38 in Nürnberg ein. Da Gräfenberg bereits in amerikanischer Hand war, bezog das 1. Bataillon nordöstlich von Erlenstegen im Bereich der Autobahn nach Erlangen, das . Bataillon in Heroldsberg und Kalchreuth Stellung; letzteres verfügte über einen Infanteriegeschützzug. Das 3. Bataillon war erst später im Raum Fürth eingetroffen und wurde der 352. Volksgrenadierdivision unterstellt. Es kämpfte im Raum Roßtal und Cadolzburg. Ein Teil des Bataillons muß aber in den Einschließungsring gelangt sein, denn einer der Toten des Regiments 38 ist der Adjutant des 3. Bataillons, der Untersturmführer Hans Zapatka, der am 18. April in der Bärenschanzstraße ums Leben kam.

Ganz sicher war auch ein weiterer Infanteriegeschützzug der „Götz" östlich der Stadt im Einsatz, der sich im Verlauf der Kämpfe bis in die Innenstadt zurückzog, aber wegen Munitionsknappheit nur wenig ausrichten konnte. Bei dem Versuch, noch am 19. April die Geschütze mit der letzten Munition zur Verteidigung des Gefechtsstandes des Reichsverteidigungskommissars Holz ins Polizeipräsidium zu verlegen, wurde der Führer dieser Einheit verwundet.

Am 17. April gelang es einer Nachrichteneinheit des Regiments, in die weitgehend eingeschlossene Stadt zu kommen und sich beim Regimentskommandeur zu melden. Er befahl den Männern, Ihre Fahrzeuge in einem südlichen Vorort abzustellen und dann zu Fuß in die Stadt zurückzukehren. Infolge des Vordringens der amerikanischen Verbände gelang es der Einheit nicht mehr, zu ihrem Regiment in die inzwischen fast vollständig eingeschlossene Stadt zu kommen.

Die beiden letzten Panzer der Division fuhren von Crailsheim in Richtung Nürnberg. In Ansbach wurde die Marschänderung in Richtung Schwabach befohlen. In der Nähe von Kammerstein war der letzte Treibstoff verbraucht. Da sie auch ohne Munition waren, sprengte die Mannschaft die beiden Panzer.

Der in Nürnberg eingeschlossene Teil des Panzergrenadierregiments 38 war die einzige kampferfahrene Einheit, die Nürnberg verteidigte. Ihre Kampfstärke dürfte weniger als 500 Mann betragen haben. Sie war durch ihren ständigen Einsatz in harten Kämpfen, durch die nächtliche Verlegung nach Nürnberg eigentlich am Ende ihrer physischen Kräfte. Trotzdem hat sie, zusammen mit den Angehörigen der Luftwaffe, die Hauptlast der Verteidigung getragen.

Schließlich wurde die gesamte 17. SS-Panzergrenadierdivision - ausgenommen Regiment 38 - dem LXXXII. Armeekorps unterstellt und kam im Raum südlich und südöstlich von Nürnberg zum Einsatz. Sie hat mit ihren schwachen Kräften und einigen unterstellten Einheiten wohl einen der letzten Angriffe im Südabschnitt der Westfront durchgeführt und weit überlegene amerikanische Einheiten zu örtlichen Rückwärtsbewegungen veranlaßt. Die Zerstörung Neumarkts gehört in diesen Zusammenhang.

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« Antwort #9 am: Do, 04. Januar 2007, 20:47 »
Am 23. April wurden die Kämpfe sogar im Wehrmachtsbericht erwähnt: „Südlich und südöstlich Nürnberg warfen Truppen des Heeres und der Waffen- SS vorgeprellte amerikanische Abteilungen [der 14. US-Panzerdivision, Anm. d. Verf.] zurück, nahmen die Stadt Neumarkt wieder und hielten sie gegen alle Angriffe.

Der Divisionskommandeur SS-Oberführer Bochmann beklagte sich am 23. April bei der Feldkommandostelle des Reichsführers SS in einem Fernschreiben: „Das gesamte SS-Pz.Gren.Rgt. 38 ist in Nürnberg geblieben, so daß die Division nur noch über das durch Kampfausfälle geschwächte SSPz.Gren.Rgt. 37 verfügte, mit dem es allein die Entscheidung suchenden Angriffe bei Nürnberg führte und die schweren Abwehrkämpfe der letzten Tage bestand. Die nur örtlichen Erfolge bei Nürnberg finden teilweise darin ihre Erklärungen. Trotz aller Anträge war der geschlossene Einsatz der gesamten Division und die Heranziehung aller zur Division gehörigen Gren.Teile nicht zu erreichen.

Die Nürnberger aber müssen froh darüber sein, daß nicht die ganze Division bei der Stadtverteidigung zum Einsatz gekommen ist. Wäre dies tatsächlich der Fall gewesen, dann hätte Nürnberg zu einem zweiten Breslau werden können.

Die Verlegung der 17. SS-Panzergrenadierdivision wurde deswegen so ausführlich dargestellt, weil sie nicht nur typisch für die Endphase des Krieges ist, sondern zugleich auch zeigt, wie schwierig es ist, über die Zahl der tatsächlich in Nürnberg kämpfenden Angehörigen einer Einheit eine Aussage zu machen. Die amerikanischen Berichte sprechen übrigens nur von einem Bataillon, die deutschen von dem Regiment 38; das ist kein Widerspruch, denn das Regiment hatte kaum noch Bataillonsstärke und war infolge der schwierigen Transportsituation nur mit Teilen in den Einschließungsring gelangt.

 


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