Autor Thema: Kriegsende in Franken 1945!  (Gelesen 8834 mal)

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #30 am: Do, 01. März 2007, 22:37 »
So hat General d. Inf. Hahm, der Kommandeur des dort im Einsatz befindlichen Armeekorps, Bamberg nicht in seine Widerstandslinie einbezogen und damit zumindest größere Kampfhandlungen in Bamberg verhindert. Er hat ähnlich vorher in Schweinfurt und später in Nürnberg gehandelt. Es blieb ihm übrigens auch keine Wahl, denn er mußte sich bemühen, mit seinen abgekämpften Truppen möglichst schnell nach Süden auszuweichen, um nicht eingeschlossen und zerschlagen zu werden.

Für die Sprengung der Munitionsfabrik in Breitengüßbach war ebenfalls das Feldheer zuständig, denn es handelte sich um ein militärisches Objekt. Warum die Zerstörung eines so wichtigen Objekts unterblieb, läßt sich wohl kaum mehr mit Sicherheit feststellen. Es fällt schwer, unter Berücksichtigung der seinerzeitigen Befehlsverhältnisse zu glauben, daß Martin die Hand im Spiel hatte. Eher möchte man ein zufälliges oder absichtliches „Übersehen" des Sprengkommandos annehmen, bei dem vielleicht die Bevölkerung etwas mitgeholfen hat.

Opfer der weitverbreiteten „Sprengwut" wurden dagegen alle größeren Brücken Bambergs. Nach dem Krieg wurde erbittert darüber diskutiert, wer eigentlich dafür verantwortlich war. Die meisten Bamberger lasteten es dem Kampfkommandanten an; andere wollten wissen, daß ein Sprengkommando aus Berlin am Werke gewesen sei. Eine klare Antwort kann auch heute nicht gegeben werden. Bei dem damaligen Befehlschaos gab es keim deutlich abgegrenzten Zuständigkeiten. Eigentlich fiel die Brückensprengung in die Zuständigkeit des Feldheeres, also des LXXXII. A.K. Ihm unterstanden die Sprengkommandos. Daneben kann man aber auch eine Zuständigkeit des Kampfkommandanten annehmen, denn er war der direkte Befehlshaber im Bereich der Stadt. Sicherlich hätte er die Sprengung einiger Brücken verhindern können, wenn er auf die militärische Unverzichtbarkeit der Brücken für die Verteidigung der Stadt hingewiesen hätte. Viele dieser Brückensprengungen in der letzten Kriegsphase haben den deutschen Truppen auf ihrem Rückzug und noch viel mehr der Zivilbevölkerung geschadet als den Amerikanern auf ihrem Vormarsch.

Die Einnahme Bambergs ist, vom militärischen Standpunkt aus gesehen, belanglos. Am Nachmittag des 13. April griff das 180. Inf.Rgt. der 45. Inf.Div. von Hallstadt aus die Stadt an, während Teile des 15. Inf.Rgts. der 3. Infanteriedivision von Bischberg und Gaustadt her in die Stadt eindrangen. Der nur kläglich ausgerüstete Volkssturm war in Auflösung begriffen; die Kreisleitung hatte sich nach Süden abgesetzt und der Kampfkommandant verließ ebenfalls die Stadt. Lediglich einige in den Kasernen zurückgebliebene, bunt zusammengewürfelte Gruppen leisteten im Kasernenbereich und in der Stadt Widerstand. Dieses sinnlose Tun veranlaßte die US-Truppen dazu, Bamberg mit Artillerie und Panzern zu beschießen. Nach kurzen Gefechten gelang es dem kommissarischen Oberbürgermeister Dr. Böhm, die Stadt den Amerikanern förmlich zu übergeben. Den letzten Widerstand im Stadtzentrum brachen die Amerikaner am Morgen des 14. April.

Durch die Beschießung breiteten sich zahlreiche Brände aus. Die Feuerwehr leistete ihr Bestes; aber durch die Sprengung der Brücken war ihre Einsatzmöglichkeit eingeschränkt. Auch die zeitweise Gefangennahme von Feuerwehrmännern durch die Amerikaner verhinderte eine erfolgreiche Brandbekämpfung, so daß Bamberg in letzter Minute noch schlimme Schäden erlitt." 23 deutschen Soldaten und vier Zivilisten kostete der sinnlose letzte Akt des Krieges in Bamberg das Leben. Bei allem Unglück hatte Bamberg noch Glück. Eine Verteidigung im Sinne der geltenden Befehle war der Stadt erspart geblieben.

Die Einnahme Bambergs bedeutete für die US-Truppen nur eine geringe Verzögerung ihres Vormarsches auf Nürnberg. Da nur Teile der beiden Divisionen - von der 3. Inf.Div. lediglich ein Bataillon des 15. Regiments und von der 45. Inf.Div. das 180. Regiment - in Bamberg selbst eingesetzt waren, konnten die anderen Regimenter die Zone südwestlich bzw. östlich der Stadt „säubern".

Quelle-Kriegsende in Franken u.der Kampf um Nürnberg im April 1945 (K.Kunze)

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Josef

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #31 am: Fr, 02. März 2007, 20:12 »
Noch während der Kämpfe in der Stadt Bamberg stießen die verbliebenen Teile der beiden Divisionen in breiter Front nach Süden bzw. Südosten vor. Das 157. und das 159. Regiment der 45. Division umgingen Bamberg im Norden und erreichten mit auf Panzern aufgesessener Infanterie die Wiesent bei Ebermannstadt. Dieser Vorstoß kam für die deutsche Führung höchst überraschend. Der Gefechtsstand des LXXXII. A.K., der erst am 13. April 1945 von Geisfeld nach Streitberg verlegt worden war, mußte in aller Eile am Nachmittag des 14. April nach Thuisbrunn und am folgenden Tag weiter nach Kirchensittenbach verlegt werden.

Die Brücken über die Wiesent waren unzerstört, so daß amerikanische Verbände sofort am Südufer des Flüßchens einen Brückenkopf errichten konnten. In der Nacht allerdings wurden die Amerikaner durch einen schwachen deutschen Gegenstoß wieder auf das Nordufer zurückgedrängt. Ein von Panzern unterstützter Gegenangriff am nächsten Morgen traf auf keinen Widerstand. Im Laufe des 15. April stieß die Division auf eine Gegenwehr, ... which varied from moderately strong to simply nonexistent, weiter nach Süden vor. Allerdings meldeten die amerikanischen Einheiten eine zunehmende Zahl von deutschen Luftangriffen gegen Marschkolonnen. Allein am 15. April zählten sie 13 Einsätze gegen die Marschkolonnen der 45. Division. „This was the largest amount of alt activiry encountered inside Germany!" Aber weder der gelegentliche Widerstand der deutschen Bodentruppen noch die Luftangriffe konnten den amerikanischen Vormarsch wesentlich verzögern. Dagegen behinderten - nach dem Bericht der 45. Division - vielmehr unzählige zerstörte deutsche Fahrzeuge, die amerikanische Flugzeuge und Artillerie getroffen hatten, den Vormarsch.

Die 45. Inf.Div. war auf ihrem gesamten Weg vom Main zur Pegnitz auf keinen ernsthaften Widerstand gestoßen. Sie War teilweise in „überholender Verfolgung" den abgekämpften Divisionen des LXXXII A.K. gefolgt und hatte zahlreiche Kriegsgefangene gemacht, so daß von den zwei Divisionen, der 36. VGD und der 416. Inf.Div., nur mehr schwache Kampfgruppen übrig geblieben waren. So konnte das Armeekorps weder Lauf verteidigen noch an der Pegnitz eine neue Widerstandslinie errichten, sondern mußte weiter nach Süden ausweichen, zumal der Vorstoß der 14. US-Pz.Div. mit einem Angriff in die linke ungeschützte Flanke oder sogar mit einer Umfassung drohte.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #32 am: Fr, 02. März 2007, 20:40 »
Bei der Verteidigung Nürnbergs war der Stadt Lauf vom Reichsverteidigungskommissar Holz und vom Befehlshaber im Wehrkreis XIII, General Weisenberger, eine besondere Rolle zugedacht worden. Nachdem man auf deutscher Seite erkannt hatte, daß der feindliche Angriff auf Nürnberg nicht, wie man erwartet hatte, von Westen her erfolgte, sondern daß der Gegner beabsichtigte, die 1. deutsche Armee von ihrer kaum geschützten Nordflanke her aufzurollen und Nürnberg von Norden, Osten und Süden her einzuschließen, war Lauf mit seinen Pegnitzübergängen der letzte Ort, an dem man die Einschließung Nürnbergs wenn auch nicht verhindern, so doch wenigstens verzögern zu können glaubte. General Weisenberger ernannte daher am 14. April 1945 einen uns namentlich nicht bekannten Oberstleutnant vom Wehrbezirkskommando Nürnberg II in Hersbruck zum Kampfkommandanten von Lauf." Truppen konnte er ihm allerdings nicht zur Verfügung stellen. Die Laufer Volkssturmbataillone - meist kaum ausgebildete und nur schlecht bewaffnete Senioren - waren die gesamte Streitmacht. Auch die Verteidigungsvorbereitungen, die Volkssturm und Technische Nothilfe in den letzten Tagen getroffen hatten, waren geradezu lächerlich. Die alten Stadttore waren mit Balken verrammelt worden, und an einigen Straßen hatte man Panzersperren errichtet.

Am 14. April 1945 gegen vier Uhr morgens erschütterte eine gewaltige Detonation die Stadt: Ein Sprengkommando der Wehrmacht hatte die Autobahnbrücke über die Pegnitz gesprengt. Allerdings wurde der Uberbau der über elf Öffnungen führenden Fahrbahn nur über drei Öffnungen zerstört, so daß die Pioniere der 45. US-Inf.Div. später sehr schnell eine Behelfsbrücke errichten konnten, zumal sie bei der nahe gelegenen Firma Döring genügend geeignetes Baumaterial vorfanden. Am Vormittag des 15. April bereitete das Sprengkommando auch den zweiten Pegnitzübergang, die Brücke am Wenzelschloß, zur Sprengung vor. Über diese Brücke liefen auch alle Versorgungsleitungen - Gas, Wasser und Strom; ihre Zerstörung hätte für die Einwohner Laufs schlimme Folgen gehabt. So begaben sich der Erste Bürgermeister Oertel und der Kampfkommandant zu den Pionieren an der Brücke und erreichten nach längeren Verhandlungen unter Hinweis darauf, daß die Brücke für den Rückzug der eigenen Truppen unverzichtbar sei, daß zwar die Sprengladungen angebracht wurden, die Sprengung aber vorläufig unterblieb. Der Kampfkommandant übernahm die Verantwortung. Da das Sprengkommando einstweilen in der Stadt blieb, war die Brücke aber nur vorläufig gerettet.

Während die Verbände der 45. US-Inf.Div. zügig durch die Fränkische Schweiz in Richtung der Pegnitz zwischen Lauf und Hersbruck vorrückten, fand im Laufer Rathaus, in dem sich auch die Befehlsstelle des Volkssturms befand, die letzte Besprechung der Verantwortlichen statt. Teilnehmer waren Kreisleiter Walz, Bürgermeister Oertel, Polizeichef Wieland, der Führer des Volkssturms Poensgen und Oberst Hans Wendler, derzeit noch Kampfkommandant von Nürnberg. Wendler gehörte seit 1929 der NSDAP und später auch der SS an; er war aber keineswegs ein „Durchhaltefanatiker", sondern hatte sich das Mißfallen seines Vorgesetzten, des Generals Karl Weisenberger, zugezogen, weil er den Einsatz des Volkssturms als „militärischen Unsinn" bezeichnet hatte. Dies war wohl auch der Grund, warum Wendler wenige Stunden nach dieser Besprechung in Lauf als Kampfkommandant von Nürnberg durch Richard Wolf ersetzt wurde.

Kreisleiter Walz, wie Wendler früher Volksschullehrer in Lauf, ein im Grunde gläubiger Nationalsozialist, schwankte zwischen der Hoffnung auf die Wunderwaffen des Führers und der Erkenntnis, daß auch der Einsatz des Laufer Volkssturms keine Kriegswende mehr herbeiführen konnte. Er wies Wendler auf den geringen Wert der Panzersperren und den erbärmlichen Ausbildungs- und Ausrüstungsstand des Volkssturms hin und wohl auch auf die geringe Neigung der Männer, ihr Leben in den letzten Stunden des Krieges zu opfern; Oberst Wendler dagegen führte die Befehle der Wehrmachtsführung und des Reichsverteidigungskommissars ins Feld, nach denen die Stadt mit allen Kräften zu verteidigen sei. Während dieses Gesprächs bot sich den Beteiligten ein „erschütterndes Bild" unter den Fenstern des Dienstzimmers der Kreisleitung. „Hunderte deutscher Soldaten aller Waffengattungen zogen in voller Auflösung über den Marktplatz, Richtung Altdorfer Straße, darunter Teile motorisierter Einheiten mit intakten Panzerabwehrgeschützen. Den Kreisleiter packte, wie er später schrieb, „eine maßlose ehrliche Wut", und er sagte Wendler, „daß es angesichts dieser Auflösungserscheinungen dieser Teile der Wehrmacht nicht verantwortet werden könne, unsere alten, zumeist ausgedienten Volkssturmmänner mit ihren kümmerlichen Waffen zum Einsatz zu bringen". Außerdem war ihm bei allen Dienstbesprechungen der Gauleitung immer wieder gesagt worden, daß die Volkssturmkompanien lediglich zur Verstärkung und Reserve der die Hauptkampflinie bildenden Wehrmachtseinheiten dienen sollten. Plötzlich platzte ein Kradmelder in die Besprechung und meldete, daß feindliche Panzer bereits im Raum Lillinghof-Freiröttenbach stünden und daß keinerlei Widerstand geleistet werde. Sicherlich war Wendler ebenso wie Walz angesichts der Lage überzeugt, daß sinnvoller Widerstand nicht geleistet werden konnte. Aber Wendler wagte es nicht, dies auszusprechen. Bei der Verabschiedung sagte er lediglich: „Sehen Sie zu, was Sie machen können." Walz deutete die Worte so, daß er im rechten Augenblick die richtige Entscheidung treffen sollte, und daß auch Wendler eingesehen habe, daß eine Verteidigung Laufs weder sinnvoll noch möglich war.

Als sich der Kreisleiter nach Ende der Besprechung auf die Straße begab, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, wurde ihm mitgeteilt, daß die Amerikaner bereits an der Autobahn seien und versuchten, über die gesprengte, aber nur teilweise zerstörte Autobahnbrücke zu fahren. Etwa um die gleiche Zeit - gegen 16 Uhr - verkündeten heulende Sirenen in der Stadt „Feindalarm". Kurz vor Ankunft der ersten Panzer in Lauf schien das Sprengkommando doch noch die Wasserbrücke in der Altstadt zerstören zu wollen. Kreisleiter Walz versuchte nun, wie er später schrieb, dem Pionieroffizier die Sinnlosigkeit der Sprengung und die schlimmen Folgen für die Zivilbevölkerung vor Augen zu führen; dieser berief sich aber auf seinen Befehl. Nachdem Walz keine telefonische Verbindung zum stellvertretenden Generalkommando in Nürnberg bekommen hatte, will er dem Pionieroffizier erklärt haben, „daß er als politischer Leiter und Hoheitsträger des Kreises die volle Verantwortung und damit auch die Befehlsgewalt zu tragen und auszuüben habe.-' Er habe darauf dem Pionieroffizier den eindeutigen Befehl erteilt, die Brücke nicht zu sprengen. An dieser Darstellung sind Zweifel angebracht. Die Sprengkommandos unterstanden den Kampftruppen - hier also dem LXXXII. A.K. - und trugen die volle Verantwortung für die Erfüllung ihrer Aufträge. Ein Kreisleiter hätte dem verantwortlichen Führer eines Sprengkommandos weder einen anders lautenden Befehl erteilen noch ihm die Verantwortung abnehmen können. Neben dem Parteimann Walz wollen auch noch andere Bürger von Lauf die Brücke gerettet haben. Sicher haben mehrere Laufer den Angehörigen des Kommandos die schlimmen Folgen der Brückensprengung für die Stadt vor Augen geführt. Aber die Rettung der Brücke ist ausschließlich dem Pionieroberleutnant zu verdanken, der gegen seinen Auftrag gehandelt und damit Kopf und Kragen riskiert hat.

In der Zwischenzeit hatten sich die Ereignisse an der Autobahn östlich von Lauf überschlagen. Wohl war noch ein „Volkssturmbataillon" von etwa 100 Mann von der Stadt an die Autobahn ausgerückt. Ihr Führer Poensgen war ein besonnener Offizier aus dem Ersten Weltkrieg. Die Männer hatten wenig Lust, ihre Haut in letzter Minute zu Markte zu tragen. Die zurückweichenden deutschen Truppen mögen ihnen die Aussichtslosigkeit ihres Einsatzes drastisch verdeutlicht haben. Als der Strom der Zurückgehenden plötzlich abriß und Panzergeräusche immer näher kamen, entschlossen sich Führung und Mannschaft, ihren Kriegseinsatz noch vor Beginn zu beenden, und liefen, so schnell jeder konnte, im Schutze des Bahndamms in Richtung der heimatlichen Luftschutzkeller; ihre Waffen, sogar ihre Verpflegung und alles, was sie beim Laufen behinderte, warfen sie weg. Es war tatsächlich höchste Zeit, denn die ersten amerikanischen Panzer hatten, von der Autobahn kommend, die heutige B 14 erreicht. Ein Teil fuhr auf dieser in Richtung Lauf, ein anderer in Richtung Hersbruck. Nirgends wurde Widerstand geleistet. Nur in Altensittenbach handelte ein „Draufgänger" über den Kopf seines Bataillonsführers hinweg selbständig und schoß zwei amerikanische Panzer mit der Panzerfaust ab. Andere Panzer schossen daraufhin mehrere Bauernhöfe in Brand.

In Lauf selbst feuerten die eindringenden amerikanischen Panzer mit ihren Kanonen und mit Maschinengewehren auf die verrammelten Stadttore und auf die unbesetzten Panzersperren. Bei dem Beschuß einer Sperre in der Altdorfer Straße wurde der Heindel'sche Stadel getroffen. Die Feuerwehr konnte später den Brand löschen. Ein Zwischenfall auf der Staatsstraße 14 verlief glimpflich. Ein deutscher Offizier, der mit seinem PKW in Richtung Osten fuhr, sah sich plötzlich den feindlichen Panzerspitzen gegenüber. Er sprang geistesgegenwärtig aus seinem Fahrzeug und rettete sich in das nächste Haus. Die Amerikaner schossen sein Fahrzeug in Brand und nahmen ihn gefangen. Ein Läufer Schüler, der eine Stunde vorher noch als Volkssturmmann an der Autobahn gestanden hatte, leistete Dolmetscherdienste. Als die Panzer mit aufgesessener Infanterie an der Brauerei Arnold anhielten, verteilte deren Besitzer freigebig Flaschenbier an die amerikanischen Soldaten, die, wie Augenzeugen berichten, großen Durst hatten.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #33 am: Fr, 02. März 2007, 20:46 »
Immer mehr Panzer, Kettenfahrzeuge, Jeeps und Lastwagen sammelten sich auf dem Marktplatz, der einem Heerlager glich. Ein Teil der Streitmacht überquerte die Pegnitz auf der Wasserbrücke und bildete einen Brückenkopf auf der linken Pegnitzseite. Damit hatte die 45. US-Inf.Div. nach einer Marschleistung von etwa 20-35 km, je nach Ausgangspunkt und Marschweg durch das schwierige Gelände der Fränkischen Schweiz, ihr Tagesziel erreicht. „Speerspitze" des Vormarsches in zwei durch Panzer unterstützten Kolonnen war das 1. Bataillon des 157. Regiments, das Lauf eingenommen hatte. Das 180. Regiment war als Divisionsreserve im Raum Pretzfeld, Rüsselbach, Weilersbach zurückgeblieben. Sein erneuter Einsatz war aber bereits vorgesehen. Das 179. Regiment hatte Forth und Kirchröttenbach eingenommen und bereitete nördlich von Lauf einen Angriff auf Nürnberg vor.

In Lauf selbst errichtete am nächsten Tag der Kommandeur der 45. USInf.Div. Major General Robert T. Frederick seinen Gefechtsstand. In Kotzenhof ging die schwere Artillerieabteilung der Division in Stellung. Die einzigen Gegenmaßnahmen waren vereinzelte Störangriffe durch deutsche Flugzeuge. Eine Me-109 wurde von der amerikanischen Flak getroffen und stürzte in Lauf ab. Ihr Pilot starb. Die Nürnberger Flak, vermutlich die Großbatterie Laufamholz, beschoß die amerikanischen Truppenansammlungen in und um Lauf; dabei wurden mehrere Zivilpersonen getötet.

Als Gefangenenzahl meldete allein die 45. Inf.Div. 1504. Zahlreiche Lastwagen, Munitionstransporter und acht 8,8-cm-Flakgeschütze wurden als zerstört oder erbeutet angegeben. Trotz der großen Entfernungen, die die amerikanischen Verbände zurücklegten, wurde großer Wert auf Sicherheit gelegt. Während nur ein Teil von ihnen - meist in Bataillonsstärke - auf den Straßen mit Panzern und Infanterie vorstieß, durchkämmten andere Teile die Wälder und sicherten die östliche offene Flanke.

Die amerikanischen Soldaten feierten den erfolgreichen Tag, und es floß reichlich Alkohol. In der Nacht ereignete sich dann ein abscheuliches Verbrechen. Gegen vier Uhr drangen einige betrunkene GIs in den Luftschutzkeller im Wenzelschloß ein und erschossen eine Frau, die sich gegen eine Vergewaltigung zur Wehr setzte. Da es sich um eine mit einem Laufer verheiratete Schwedin handelte, fand die Tat ein gerichtliches Nachspiel, das mit der Verurteilung des Schuldigen endete.

Sieben Jahre nach den Kriegsereignissen sandte der ehemalige Kreisleiter Walz an den Bürgermeister von Lauf einen Bericht über die Vorgänge bei der Einnahme der Stadt durch die Amerikaner, in dem er sich die Rettung Laufs vor der Zerstörung und besonders die Verhinderung der Brückensprengung zuschrieb.Sicherlich hätte die Stadt schlimme Schäden davongetragen, wenn sie verteidigt worden wäre. Aber es steht eindeutig fest, daß es nicht Walz war, der die Kämpfe verhinderte, obwohl ihn Oberst Wendler dazu sogar ermutigt hatte. Gehandelt haben die Führer des Volkssturms, die ihre Männer rechtzeitig nach Hause schickten. Der Kreisleiter hatte daran keinen Anteil; das erlösende Kommando hat er nicht gegeben. Ob ihn sein Treueid auf den Führer, die Angst vor dem Standgericht im Falle einer Wende der militärischen Lage oder Furcht vor Aktionen des Werwolfs gehindert haben, der Vernunft zu folgen, ist dabei gleichgültig. Und mit der unterbliebenen Sprengung der Wasserbrücke hat ein Offizier sein Leben aufs Spiel gesetzt, vielleicht weil er der Vernunft oder seinem Gewissen gehorchte, sicher nicht, weil ihm ein Amtsträger der Partei den Befehl erteilt hat.

Walz selbst verwahrte sich gegen den Vorwurf, er sei aus der Stadt geflohen, und betonte, daß er seine Kreisstadt in letzter Minute „wie befohlen" - das ist eindeutig falsch - verlassen habe, um einer schimpflichen Gefangenschaft zu entgehen und „als ehemaliger Kreisleiter unter dem Geschrei der Ausländermeute und des Pöbels verspottet und verhöhnt nicht auf dem Kühler eines ,rachehaßerfüllten CIC-Beamten' durch die Straßen der Stadt gefahren zu werden." Das ist verständlich. Anscheinend reichte ihm diese Begründung seiner Flucht nicht, denn er fuhr fort: „Ich hatte in diesem Augenblick auch nicht das Recht, allein über meine Person zu verfügen, - denn ich hatte wie jeder Kreisleiter nach der Besetzung und Einnahme der Kreisstadt noch einen wichtigen Sonderauftrag von der Parteikanzlei der NSDAP erhalten und durchzuführen." Die Erfüllung dieses ominösen Auftrags führte ihn an dieSüdfront zur Korpsgruppe Bork.

Zunächst aber meldete er im Morgengrauen von Altdorf aus telefonisch dem Stellvertretenden Gauleiter und Reichsverteidigunpkommissar Holz in Nürnberg, daß die Stadt Lauf „durch amerikanische Ubermacht" besetzt worden sei, wofür er trotz seiner Erklärungen „bitterste Vorwürfe" hinnehmen mußte. Eigentlich hätte ihn Holz vor das Standgericht zitieren müssen, denn in mehreren Führerbefehlen war klar ausgesprochen, daß jeder Deutsche, besonders aber jeder Amtsträger der Partei, seinen Posten bis zum letzten zu verteidigen habe. Der „Sonderauftrag der Parteikanzlei der NSDAP", auf den sich Walz beruft, ist eine ganz „faule Ausrede". Daß er sich noch lange nach dem Krieg darauf beruft, läßt sein damaliges Verhalten in keinem besseren Licht erscheinen. Daß er sein Leben retten wollte, ist verständlich. In Lauf gab es ein Arbeitslager mit 1300 Zivilarbeitern, die durch die Ankunft der Amerikaner befreit wurden; vielleicht befürchtete er als örtlicher Repräsentant des Regimes Ausschreitungen. Aber daß er einen höchsten Parteibefehl als Grund für seinen ruhmlosen Abzug vorschützte, kann nicht angehen.

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Josef

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #34 am: Mo, 05. März 2007, 22:18 »
Kommandounternehmen "Rosebury"

Dieses Kommandounternehmen wird seltsamerweise im „Operation Report" der 3. US-Infanteriedivision überhaupt nicht erwähnt. In der 1947 veröffentlichten Geschichte der 3. Infanteriedivision wird es unvollständig und fehlerhaft dargestellt." Da uns der in Reundorf bei Pettstadt am 14. April vom Divisionskommandeur gegebene Befehl vorliegt, läßt sich der Ablauf des äußerst sorgfältig geplanten und in allen Einzelheiten vorbereiteten, am Ende aber doch nicht geglückten Unternehmens verfolgen." Ziel der Aktion war die Inbesitznahme von drei Brückenpaaren über Regnitz und Ludwigskanal im Raum Baiersdorf/Möhrendorf und die Errichtung eines Brückenkopfs ostwärts von Fluß und Kanal. Durch die Gewinnung der unzerstörten Brücken sollte die Division auf ihrem Marsch nach Nürnberg Zeit gewinnen.

Zwei Einheiten waren für dieses Unternehmen vorgesehen. Die erste sollte mit einem Eisenbahnzug, d. h. mit einer Diesellok und sechs Wagen, auf der Strecke Bamberg - Erlangen nach Baiersdorf fahren und Brücke um Brücke im Handstreich nehmen, eventuell angebrachte Sprengladungen unschädlich machen und die Übergänge sichern. Führer dieser kleinen Kampfgruppe war Oberleutnant Rosebury, nach dem das Unternehmen benannt war.
Teilnehmer waren ausschließlich Freiwillige, und zwar ein Offizier und je zehn Mann von jedem der drei Infanterieregimenter, ein Artillerie-Beobachtungstrupp, ein Funktrupp, drei Feuerwerker ("demolition men") und ein Mechaniker als Zugführer. Die Kampfgruppe sollte Gerät mitführen, um eventuell Reparaturen an den Geleisen vorzunehmen. An Waffen sollten sie Maschinengewehre, Panzerbekämpfungsmittel, Handgranaten und genügend Munition mitnehmen. Um fünf Uhr früh am 15. April sollte die Gruppe mit größtmöglicher Geschwindigkeit losfahren. Sollte sie wegen Schäden an den Geleisen nicht über Forchheim hinaus fahren können, so sollte sie ihre Aufgabe im Fußmarsch erfüllen. Falls dies nicht möglich sei, sollte sie wenigstens die Straßenbrücke bei Kersbach sichern. Sollte die Gruppe auf „unüberwindliche Schwierigkeiten" stoßen, so sollte sie den Zug verlassen und sich in kleinen Gruppen zu den eigenen Linien zurückkämpfen. Artillerie- und Luftunterstützung wurden zugesagt.

Eine zweite Kampfgruppe unter der Führung von Oberleutnant Elliot - bestehend aus je einem Zug des Panzer-, Panzerzerstörer- und Sturmgeschützbataillons sowie je einer Gruppe Infanterie und Pioniere und einer Räumpanzermannschaft - sollte sich bei Höchstadt versammeln und zur gleichen Zeit wie die Eisenbahnkampfgruppe mit größtmöglicher Geschwindigkeit, ohne Rücksicht auf ungesicherte Flanken, Baiersdorf erreichen und sich dort mit der Eisenbahnkampfgruppe vereinigen. Für den Funkverkehr wurde ein Code vereinbart, und Leuchtsignale wurden verabredet.

Der Plan, einen Stoßtrupp per Bahn loszuschicken, war sicher gut. Bei der völlig unübersichtlichen Lage würde wohl keine deutsche Einheit annehmen, daß die Amerikaner auf diese Weise im Kampfgebiet vorrückten. Die kleine Truppe konnte sich eigentlich ganz sicher fühlen. Und nennenswerte deutsche Kräfte waren nördlich Erlangens ohnehin nicht mehr zu vermuten.

Umso merkwürdiger ist es, daß die Eisenbahnkampfgruppe nicht, wie ursprünglich befohlen, bis Baiersdorf und Möhrendorf vorrückte und die Brücken sicherte, ja auch nicht das Ausweichziel, nämlich die Brücke bei Kersbach ansteuerte, sondern in Forchheim nahe dem Güterbahnhof in „a houseto-house-battle" Gefangene machte. Nach gründlichen Erkundungen kehrte die Kampfgruppe schließlich mit 75 Gefangenen und „much information for the intelligence section" ohne eigene Verluste mit ihrem seltsamen Zug zu ihrer Division zurück. Die Änderung des Kampfauftrags läßt sich aus verschiedenen Berichten erschließen. Im Laufe des Tages hatte ein deutsches Sprengkommando die Straßenbrücken bei Baiersdorf und Möhrendorf gesprengt, so daß das Unternehmen seinen ursprünglichen Auftrag nicht mehr erfüllen konnte. Die Division ließ daher das Vorhaben abbrechen, und die Kampfgruppe erhielt Forchheim als Ausweichziel angewiesen. Um 19 Uhr erreichte die andere Kampfgruppe mit Panzern und Sturmgeschützen den Raum Baiersdorf-Möhrendorf; zwei Stunden später wurden die Kräfte der Kampfgruppe sowie die Freiwilligen des „Eisenbahn-Kommandounternehmens" wieder zu ihren Einheiten zurückgeschickt. Von Verlusten wurde nichts berichtet. Beide Unternehmen aber zeigen, daß im Gesamtraum nördlich von Erlangen keine deutschen Kampftruppen mehr vorhanden waren, die den amerikanischen Vormarsch aufhalten oder auch nur verzögern konnten. Die versprengten oder zurückgebliebenen deutschen Soldaten ergaben sich meist willig in Kriegsgefangenschaft. Wenn in der Divisionsgeschichte der 3. Infanteriedivision von „the house-to-house-battle" in Forchheim berichtet wird, so ist das eine Aufwertung des an sich erfolglosen, aber auch ohne Verluste durchgeführten Unternehmens.

Während das Kommandounternehmen „Rosebury" zur Einnahme der Regnitz- und Kanalbrücken im Raum Baiersdorf und Möhrendorf ablief, befand sich der Hauptteil der Verbände der 3. Infanteriedivision zwischen Steigerwald und Regnitz etwa auf der Linie Mühlhausen - Pommersfelden - Sassanfahrt. Als der kleine Kampfverband den Raum Baiersdorf erreicht und gesichert hatte, wurden die übrigen Teile der Division nachgezogen. Der Großteil der Infanteriebataillone überquerte noch im Schutz der Dunkelheit auf Fußgängerbrücken bei Möhrendorf Fluß und Kanal, während Panzer, Artillerie und Fahrzeuge auf einer von Pionieren errichteten „Treadway-Bridge", einer Spurtafelbrücke, die Überschreitung ohne Gegenwehr bewerkstelligten. In den Vormittagsstunden standen die Kampfverbände der gesamten Division nördlich von Erlangen und „jumped off in the attack towards the City of Nuremberg". „Combat efficiency: Excellent, morale excellent", notierte der S-3 Officer Blaikie vom 7. Infanterieregiment. Erlangen schien ihm kaum der Erwähnung wert.

Der Regimentskommandeur des 7. Infanterieregiments verlegte seinen Gefechtsstand nach Bubenreuth. Die drei Regimenter bildeten einen breiten Fächer zwischen Erlangen und Forth; sie schoben sich mit dem Hauptteil ihrer Kräfte etwa zwischen dem Ludwigskanal und der Reichsstraße 2 auf Nürnberg zu. Schwache Kräfte besetzten den Raum Neunkirchen - Effeltrich bzw. durchkämmten Alterlangen, wo noch Reste von deutschen Einheiten zurückgeblieben waren. Östlich der Reichsstraße 2 hatte die Division Anschluß an die 45. Infanteriedivision, die bereits am 15. April über Gräfenberg in Schnaittach die Autobahn erreicht und kampflos Lauf besetzt hatte. Auf dem westlichen Flügel hatte sie Anschluß an die 42. Infanteriedivision, die beiderseits der Reichsstraße 8 auf Fürth und Nürnberg vorstieß. Nur als Kuriosität kann man die als „Kessler-Linie" bezeichnete deutsche Verteidigungslinie zwischen Erlangen über Dormitz nach Forth bezeichnen, die in den amerikanischen Operationsberichten erwähnt wird und in der dazugehörigen Karte eingezeichnet ist. Weder ein „Kessler" noch eine nach ihm benannte Linie findet sich in den deutschen Quellen.

Am Nachmittag des 15. April meldete das 30. Infanterieregiment, daß sich ein „Saboteur" ergeben habe. Er trug eine deutsche Wehrmachtsuniform und Tarnjacke. Nach seiner Aussage befanden sich neun weitere Saboteure im Abschnitt des Regiments. Er hatte englischen Sprengstoff bei sich. Sein Aufträg war, gegnerische Treibstofflager in Brand zu setzen und andere Schäden zu verursachen. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Am 15. und 16. April schossen die Feldartilleriebataillone der 3. Division dreimal „Propaganda" auf die deutschen Truppen, die sich in Richtung Erlangen zurückzogen; das 41. Feldartilleriebataillon feuerte 18 Schuß „special propaganda" ab, deren Inhalt nicht näher angegeben wurde, das 10. Feldartilleriebataillon die Warnung an die deutschen Soldaten, nicht Zivilkleidung anzulegen - "dont't change to civilian clothes" - und das 39. Feldartilleriebataillon 50 Schuß mit der Aufforderung zur Kapitulation: „Capitulate or be destroyed".

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Josef

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #35 am: So, 11. März 2007, 14:55 »
Der Kampf um Nürnberg hat einen hohen Blutzoll gefordert. Die Verluste der Wehrmacht werden auf 500 Tote und 500 schwer Verwundete geschätzt. Die genaue Zahl der Gefallenen aller deutschen Einheiten - von Wehrmacht und Waffen-SS über Reichsarbeitsdienst und Volkssturm bis hin zur Hitlerjugend - lässt sich bis auf den heutigen Tag nicht genau feststellen, weil die Amerikaner eine nicht bekannte Zahl von Toten aus dem Nürnberger Raum nach Bensheim an der Bergstraße überführt und dort mit Gefallenen aus anderen Gebieten bestattet haben.

In der Zivilbevölkerung waren mehr als 300 Todesopfer zu beklagen. In der Verlustliste der 7. US-Armee sind zwischen dem 16. und 20. April für die drei Infanteriedivisionen im Nürnberger Raum 142 Tote, 700 Verwundete und 800 Vermisste verzeichnet.

Viele Soldaten sind kurz vor Kriegsende auf geradezu tragische Weise ums Leben gekommen. So waren beispielsweise Einheiten der Luftwaffe im Bodenkampf eingesetzt, für den sie weder ausgebildet noch ausgerüstet waren.

Ein Beispiel ist das Schicksal eines Oberleutnants der Luftwaffe, der we
nige Stunden vor Ende der Kampfhandlungen im Haus Prinzregentenufer 7 sterben musste. Er hatte im Erdgeschoss Posten bezogen, um die Bewegungen auf dem Laufer Torgraben zu beobachten. Als er sich aus der Deckung wagte, wurde er von einem amerikanischen Scharfschützen aus dem gegenüberliegenden Haus Theodorstraße 1 erschossen. Der Offizier hatte zuvor 500 Feindflüge unversehrt überstanden. Er fand vorübergehend ein Grab im heutigen Garten der „Englischen Fräulein". Später ließ ihn seine Schwester exhumieren, um ihn in der Heimat bestatten zu lassen.

Bild- Das bittere Ende des Zweiten Weltkriegs in Nürnberg.In einer Anlage an der Kobergerstraße liegen fünf deutsche Soldaten begraben,aus den Fenstern der Häuser an der Reichstraße wehen weiße Fahnen.
Quelle-Jahr des Erinnerns (NN-Nachrichten)

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« Antwort #36 am: So, 18. März 2007, 18:32 »
Siegesparade der Amerikaner an Adolf Hitlers Geburtstag

Die amerikanischen Truppen haben ihr großes Ziel erreicht: Am späten Nachmittag von Adolf Hitlers 56. Geburtstag halten sie ihre Siegesparade auf dem Hauptmarkt ab, der damit aufgehört hat, Adolf-Hitler-Platz(heute Hauptmarkt) zu heißen.

In einem Ruinenfeld, in dem nur der Schöne Brunnen in einem Betonmantel den Bombenhagel überstanden hat, ruft General John W. O'Daniel seinen Soldaten entgegen: „Wir stehen an der Stätte des letzten Bollwerks des NaziWiderstands in unserem Kampfabschnitt!" Danach nimmt er die Parade seiner Einheiten ab, bei der Panzer eine furchterregende Kulisse bilden.

Nach dem Vorbeimarsch wird das Sternenbanner an einem sechs Meter hohen Mast hochgezogen. Für die Amerikaner war Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage nicht nur von großer ideologischer Bedeutung, sie wollten zugleich verhindern, dass sich viele deutsche Soldaten nach Süden absetzen können, wo die NS-Propaganda ihnen immer wieder prophezeite, sich an der so genannten Alpenfestung festzurennen.

Als die Siegeszeremonie vorbei ist, wird das Sternenbanner auf Halbmast gesetzt - zu Ehren des verstorbenen amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Zwei Soldaten mit geschultertem Gewehr halten die Ehrenwache.

Bei einer weiteren Siegesparade auf dem Zeppelinfeld sprengen vier' Tage später die US-Truppen das goldene Hakenkreuz im Lorbeerkranz über der Tribüne. Sie tilgten damit das Symbol der NS-Herrschaft.

Quelle- Jahr des Erinnerns (NN-Zeitung)

Gruß
Josef

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #37 am: So, 25. März 2007, 20:00 »
13.- 16.April 1945
Obersturmbannführer Eckehard Albert, Chef des Generalstabs des XIII. SS-Armeekorps, charakterisierte die Kämpfe in Franken so: „Die nun folgenden Kampftage ab 10.4.1945 standen unter dem Zeichen größerer, fast täglicher Absetzbewegungen, die trotz gegenteiligen OKW-Befehls notwendig waren, wollte man nicht in wenigen Tagen seine gesamten Kräfte sinnlos geopfert haben.

Auf dem gesamten über 100 km langen Abschnitt des Generalkommandos standen etwa 3.000-3.500 Mann drei kampfstarken amerikanischen Divisionen, der 42. Infanteriedivision, der 12. Panzerdivision und der 4. Infanteriedivision gegenüber; das war eine etwa 15fache Übermacht!

Südlich und südwestlich des Abschnitts des XIII. SS-Armeekorps leisteten die Divisionen des XIII. Armeekorps (Heer) Widerstand. Die 2. Gebirgsdivision kämpfte im Raum Heilbronn, die 17. SS-Panzergrenadierdivision an der Jagst im Lande ihres Namenspatrons „Götz von Berlichingen". Als die Stadt Crailsheim fast kampflos von den Amerikanern besetzt wurde, begann der für beide Seiten verlustreiche Kampf, bei dem die Stadt mehrfach den Besitzer wechselte und der mit der Zerstörung großer Teile der Stadt endete. Auch zahlreiche andere Orte mußten mehr oder weniger stark die Schrecken von Bomben, Artillerie- oder Panzer- und Tieffliegerbeschuß erleben. Brennende Dörfer, Verluste an Menschen, Vieh und Häusern kennzeichneten die Wege des amerikanischen Vormarsches.

Am 31. März 1945 richtete ein amerikanischer Luftangriff in Rothenburg ob der Tauber schwere Schäden an. Sicherlich galt er dem Befehlsstand des Befehlshabers im Wehrkreis XIII, General Weisenberger, der während seines kurzen „Fronteinsatzes" seinen Gefechtsstand im Hotel Eisenhut aufgeschlagen hatte. Den allgegenwärtigen amerikanischen Aufklärungsflugzeugen konnte dies nicht verborgen bleiben. Als General Weisenberger durch das XIII. SS-Armeekorps am 1. April abgelöst wurde, lehnte der Kommandierende General Simon die Übernahme des Gefechtsstandes in Rothenburg ab, um „die Amerikaner nicht zu Angriffen zu provozieren.

Er verlegte seinen Gefechtsstand zunächst nach Spielbach westlich Rothenburg, später nach Schillingsfürst und am 14. April nach Lichtenau östlich von Ansbach.

Rothenburg blieben glücklicherweise nach dem schlimmen Luftangriff weitere Zerstörungen erspart. In der Nähe allerdings ereignete sich der schreckliche Vorfall der „Männer von Brettheim": Zwei Bürger von Brettheim hatten einigen Hitlerjungen, die den Ort verteidigen wollten, die Panzerfäuste abgenommen und in den Weiher geworfen. Dies wurde Simon gemeldet, der ein Standgericht einberief, das die beiden Männer zum Tode verurteilen sollte. Weil sich der Bürgermeister und der Ortsgruppenleiter „schützend vor die Verräter stellten", wurden auch sie zum Tod durch den Strang verurteilt. Drei Männer wurden in Brettheim an einer Linde am Friedhofseingang gehenkt, einer konnte fliehen. Wenige Tage danach wurde der Ort, den SS-Männer verteidigten, durch Tiefflieger mit Phosphorbrandbomben und später durch Artilleriebeschuß fast völlig zerstört. Ebenso schlimm wie das schreckliche Ereignis ist wohl die Tatsache, daß diese Todesurteile durch die damalige „Rechtsordnung" durchaus gedeckt waren, daß sie nicht nur dem Geist, sondern auch dem Wortlaut der von Hitler, Himmler oder Bormann und der obersten Wehrmachtsführung gegebenen Befehle entsprachen.

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #38 am: So, 25. März 2007, 20:02 »
Während es dem XIII. SS-Armeekorps immer wieder gelang, wenigstens notdürftig den Frontzusammenhang südlich des Mains zu wahren, konnte es den Anschluß zur 7. Armee im Norden nicht herstellen. Das südlichste Korps dieser Armee, das LXXXII. Armeekorps, hatte die Verbindung zur Armee verloren und wurde am 9. April der 1. Armee unterstellt. Schon am 7. April kämpfte das Korps „ohne beiderseitigen Anschluß und offen in den tiefen Flanken. Einen Tag später umfaßten die Amerikaner die 256. VGD dieses Korps und zersprengten sie. Der Kommandeur und sein Stab galten als vermißt. Am 8. April erhielt das Korps ein Fernschreiben des Oberkommandos der Wehrmacht, das „ausdrücklich nochmals auf den Führerbefehl hinweist, Schweinfurt im Hinblick auf seine wichtigen unterirdischen Industrieanlagen bis zum letzten zu verteidigen. Das Generalkommando ignorierte diesen Befehl und zog alle Kräfte aus Schweinfurt ab, da eine „Verteidigung der Stadt angesichts der Feindlage unverantwortlich gewesen wäre und man wertvolle Kräfte aussichtslos" hätte opfern müssen. Immer wieder glich der Rückzug des abgekämpften LXXXII. Armeekorps einem Wettlauf mit den amerikanischen Truppen des XV. Korps nach Osten. „Überholende Verfolgung" nannte es der Chef des Generalstabs Graf v. Ingelheim.

Als sich am 12. April die amerikanischen Panzerspitzen bereits tief im Rücken des LXXXII. Armeekorps der Stadt Bayreuth näherten, standen dessen beide erschöpfte Divisionen, die 36. VGD und die 416. Infanteriedivision, etwa auf der Linie Baunach - Burgebrach. Nur eine schnelle Rücknahme der Truppen über den Main bzw. die Rednitz rettete sie vor der Einschließung durch die 3. und 45. US-Infanteriedivision.

Die 42. US-Inf.Div., die „Rainbow-Division", hatte nach mehrtägigem Artilleriebeschuß die Stadt Schweinfurt eingenommen. Noch waren am 13. April ihr 222. und 242. Regiment dabei, die Stadt auf versprengte deutsche Soldaten zu durchsuchen, da erreichte die Division der Befehl des XXI. US-Corps, in südöstlicher Richtung vorzustoßen und Fürth, das „westliche Drittel“ der „Nazi shrine city of Nurnberg" anzugreifen und damit das XV. Corps bei der Eroberung Nürnbergs zu unterstützen. Die Eroberung sollte möglichst schnell vor sich gehen, um dem Gegner keine Zeit zu geben, eine erfolgreiche Verteidigung zu organisieren. Als Marschweg war die Reichsstraße 8 von Kitzingen nach Fürth vorgesehen.

Die Division überquerte den Main bei Nordheim, erreichte südöstlich von Kitzingen die heutige Bundesstraße 8 und bildete eine etwa 25 km breite Front mit dem 22. Regiment links und dem 232. Regiment rechts der Straße; das 242. Regiment fungierte als Divisionsreserve. Der rechte Flügel der Division hielt Kontakt mit Einheiten der 12. US-Panzerdivision; den linken Flügel sicherte die Aufklärungsabteilung, die durch motorisierte Spähtrupps Kontakt mit dem rechten Flügel der 3. Infanteriedivision hielt. Obwohl die Division keine Feindberührung hatte, sicherten vorauseilende Spähtrupps die auf Lastwagen und in Jeeps vorrückenden Infanteristen. Erst bei Neustadt an der Aisch trafen sie am 16. April erstmals auf deutschen Widerstand. „Here the enemy had decided to put up his fist to fight for the shrine city", vermuteten die „Rainbow-men".

Wesentlich schwieriger gestaltete sich der Vormarsch der rechten Nachbareinheit, der 12. US-Panzerdivision. Ihrem Gegner, der Panzerkampfgruppe XIII, war es immer wieder gelungen, wenigstens stützpunktartig eine Frontlinie aufzubauen. Diese Panzerkampfgruppe XIII wurde auch „Kampfgruppe Hobe" nach ihrem Kommandeur Oberstleutnant Cord von Hobe genannt. Hobe hatte erst am 7. April auf Befehl der 1. Armee diese aus Ersatztruppenteilen, Schulen, Lehrgängen und dem HJ-Panzervernichtungsbataillon Franken bestehende Einheit übernommen. Er bezeichnete sie als ausgesuchte Soldaten mit einem Kampfgeist, wie er am Ende dieses Krieges selten anzutreffen war. Die Gruppe kämpfte auf denl rechten Flügel des XIII. SS-Armeekorps. Obwohl sie zeitweise über etwa 60 Panzer verfügte, gelang es Hobe nie, diese wirkungsvoll zum Einsatz zu bringen. Feindliche Tiefflieger, Mangel an Treibstoff und Munition, das Fehlen von Werkstatteinheiten, mangelndes Zusammengehörigkeitsgefühl der bunt zusammengewürfelten Einheit, fehlende Nachrichtenmittel und sicher auch taktische Führungsfehler verhinderten einen wirkungsvollen Einsatz. Der größte Teil der Panzer mußte von den eigenen Besatzungen gesprengt werden.

Gruß
Josef

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Kriegsende in Franken 1945
« Antwort #39 am: So, 01. April 2007, 12:49 »
Hallo Matthias,
hab da was dazu gefunden!

Aufgrund der Initiative von Frank D. Horvay von der Militärregierung wurde schließlich vom Landgericht Ansbach auch im Fall Limpert ermittelt. Es kam zur Eröffnung eines Strafverfahrens gegen die Angeklagten Dr. Ernst Meyer (Kampfkommandant von Ansbach), Georg Hauenstein (Hauptmann der Schutzpolizei), Johann Zippold (Polizei-Oberleutnant) und Karl Wechsler (Revieroberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve). In der Anklageschrift hieß es: Meyer wird verdächtigt, „aus Mordlust oder sonst aus niedrigen Beweggründen am 18.4.1945 in Ansbach den Studenten Robert Limpert grausam getötet zu haben". Hauenstein und Zippold wurden verdächtigt, „den Angeklagten Meyer bei Begehen des Verbrechens des Mordes an Robert Limpert durch Rat oder Tat wissentlich Hilfe geleistet zu haben".

Meyer, damals unmittelbar nach seiner Bluttat aus der Stadt geflüchtet, geriet am 3.5.1945 in Traunstein in Kriegsgefangenschaft und befand sich anschließend vorübergehend in den Lagern Böhl, St. Avold und in Heilbronn, wo man ihn schließlich auch entdeckte. Von dort kam er am 16.10.1945 durch die amerikanische Militärpolizei zur Untersuchungshaft in das Gerichtsgefängnis Ansbach. Am 8.2.1946 brachte man ihn nach Dachau in ein Sonderlager für diejenigen Kriegsgefangenen, die dem amerikanischen Militärgericht (War Crimes) zur Überprüfung unterstanden. Hier stellte man fest, daß bei ihm das Gesetz Nr. 10 v. 20.12.1945 betreffend Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nicht anwendbar ist und übergab ihn deshalb dem Landgericht Ansbach zur weiteren Verhandlung. Daraufhin wurde Meyer am 27.8.1946 wieder ins Ansbacher Gefängnis überführt. Zur Behandlung der Spätfolgen einer Ruhrerkrankung nahm man ihn am 21.11.1946 in die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach auf. Bereits am 6.12.1946 für geheilt erklärt, blieb Meyer gemäß Rücksprache mit dem Direktor der Anstalt zwecks Beobachtung durch einen Psychiater bis zu seinem Verhandlungstermin dort.

Hauenstein, Zippold und Wechsler befanden sich seit dem 30.8.1945 in Untersuchungshaft im Ansbacher Landgerichtsgefängnis. Hauenstein war wegen Haftunfähigkeit am 5.4.1946 wieder auf freiem Fuß. Der Haftbefehl gegen die beiden anderen wurde am 28.5.1946 aufgehoben, da nach Überzeugung des Gerichts angesichts „der Persönlichkeit der Angeschuldigten und unter Berücksichtigung ihres Gesundheitszustandes" keine Fluchtgefahr bestand.

Die Ermittlungen liefen inzwischen auf vollen Touren und die Anklage lautete auf Mord (Meyer) bzw. auf Beihilfe zum Mord (Hauenstein und Zippold). Bei Meyer lag folgender Tatbestand vor: „Am 18. April 1945, unmittelbar vor dem Einmarsch der amerik. Truppen, verurteilte Dr. Meyer als Kampfkommandant von Ansbach den 18 Jahre alten Studenten Robert Limpert, der eine Telephonleitung der Wehrmacht zerschnitten und in Flugblättern zum Widerstand gegen die damalige Führung aufgefordert hatte, ohne ordnungsmässiges Verfahren zum Tode durch Erhängen und führte die Uollstrekekung auch sofort durch". Meyer gab bei seiner Vernehmung vom 26.-30.10.1945 folgendes zu Protokoll: „Für ,mich war kein Zweifel, daß ich hier den Mann gefasst hatte, der seit etwa 8 Tagen schon landesverräterische Anschläge in großer Zahl verbreitet hatte. ( ... ) Die Flugzettel bzw. Anschläge hatten starken Eindruck auf die Bevölkerung gemacht. Hier war - daran konnte für mich kein Zweifel mehr bestehen - der Täter gefunden. Während vorn in der Kampflinie zuletzt noch 2600    Mann braver Soldaten ihr Leben einsetzten zur Verteidigung der Heimat, hier fiel einer ihnen feige in den Rücken. Nun mußte ich handeln".

Hauenstein und Zippold wurde zur Last gelegt, sie hätten einen Tag vor dem Einmarsch der amerikanischen Besatzungsmacht als Beisitzer eines militärischen Stand   gerichts mitgewirkt, welches den Studenten Limpert wegen Beschädigung von Kabelleitungen der Deutschen Verteidigungstruppe zum Tode durch Erhängen verurteilt hat und keine Maßnahmen getroffen, um den Vollzug des Urteils zu verhindern. Zu seiner Verteidigung in punkto „Rechtmäßigkeit des Standgerichts" gab Hauenstein folgendes zu Protokoll: „Ich konnte ( . . . ) nicht wissen, daß diese Art der Verhandlung und Urteilsverkündung den geltenden Vorschriften über Standgerichtsverfahren nicht entsprach. ( ... ) Ich war der Meinung, daß Oberst Meyer das Verfahren richtig führte". Zippold meinte hierzu: „Von dem Verfahren war ich    überzeugt, daß es unbedingt richtig gewesen ist, für mich war es klar, dass es ein Standgericht war. Die Formen eines Standgerichts sind mir nicht bekannt gewesen. ( ... ) Es war das erste Standgericht an dem ich teilnahm“. An Hauenstein als Chef der Schutzpolizei richtete sich ganz besonders der Vorwurf, keine Maßnahmen getroffen zu haben, um den Vollzug des Urteils zu verhindern.

Der Betroffene äußerte sich hierzu: „Für Limpert, um dessen Leben es ging, hätte ich mich erst recht eingesetzt, wenn es für mich nur die geringste Hoffnung gegeben hätte. Ich konnte ( ... ) nicht gegen den Kampfkommandanten angehen, der, wie erwiesen ist, keinem Einwand zugänglich war und vor allem einen Widerspruch nicht duldete. ( ... ) Ich habe mich nicht für befugt gehalten, in das Geschehen, also in den Vollzug des Erhängens, das Anbringen der Zettel an den Körper und das Hängenlassen der Leiche einzugreifen, weil Oberst Meyer selbst alle Anordnungen traf und es sich ausschliesslich um eine Sache der Wehrmacht handelte. Zippold rechnete es sich zudem besonders hoch an, daß er dem Delinquenten nach seiner Flucht dazu verholfen habe, „anständig" zu dem Haken zurückgeführt zu werden. Wörtlich sagte er: „Als sich seine Hilferufe immer mehr steigerten und schließlich in ein Wehgeschrei ausarteten, ging ich etwas näher hinzu. Nun beobachtete ich, daß Oberst Meyer den Limpert an seinen langen Scheitelhaaren zerrte, was ihm wahrscheinlich Schmerzen verursachte. Um das unwürdige ,an den Haarenziehen zu vermeiden, ging ich nun hin und nahm Limpert an seinem noch freien linken Arm, um ihn zusammen mit anderen Polizeibeamten in anständiger Weise zurückzuführen.

 


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